Neuer Konfliktstoff mit historischer Brisanz kommt jetzt auf das politisch krisengeschüttelte Spanien zu. Obwohl die sozialistische Minderheitsregierung Spaniens nach einer Abstimmungsniederlage eigentlich zurücktreten müsste, möchte sie vor den Neuwahlen noch ein Zeichen setzen: Der Leichnam des 1975 verstorbenen Ex-Diktators Francisco Franco soll aus seinem Mausoleum in der Basilika im Tal der Gefallenen exhumiert werden, um an einem anderen Ort begraben zu werden.
Viele Spanier und die konservative Opposition sehen darin die Störung der Totenruhe und das Aufbrechen alter Wunden in der Geschichte des Landes. Die spanische Opposition der Mitte und der Rechten sieht die Maßnahme gegen Franco als ersten Auftakt zu den Neuwahlen durch die Sozialisten.
Rote Regierung setzte Familie Francos ein Ultimatum von 15 Tagen
Besondere Empörung in der spanischen Öffentlichkeit erregt das Ultimatum, das die rote Regierung im Madrid der Familie Francos gesetzt hat, um zu entscheiden, wo der Leichnam des ehemaligen Staatsführers begraben werden solle. Federführend bei der Kampagne gegen Franco und seine Familie zeichnet die sozialistische Justizministerin Dolores Delgado.
Jetzt läuft aber auch die Frist für einen Einspruch gegen die Umbettung vor dem Obersten Gerichtshof in Madrid. Wie das Verfahren letztendlich ausgeht, ist ungewiss und könnte neue Frontlinien aufbrechen. Neben dem Konflikt mit Katalonien und dessen Autonomiebestrebungen könnten auch alte Bürgerkriegswunden aus dem letzten Jahrhundert wieder neu geschlagen werden.