Am gestrigen Donnerstag haben mehrere tausend Rumänen in einem Dorf in Siebenbürgen einen ungarischen Soldatenfriedhof gestürmt und verwüstet. Nachdem sie Kreuze ausgerissen und historische Bauten abgerissen hatten, weihten sie ihr eigenes Denkmal ein. Die ungarische Regierung verurteilte die Geschehnisse unmittelbar auf das Schärfste und fordert Konsequenzen.
Rumänen fühlten sich provoziert
Das kleine Dorf Úzvölgye am östlichsten Rand Siebenbürgens hat am Donnerstag traurige Berühmtheit erlangen. Mehrere tausend Rumänen aus den umliegenden Dörfern sammelten sich vor dem historischen Tor des ungarischen Soldatenfriedhofs, auf dem mehrere hundert Tote ihre letzte Ruhe gefunden haben, und wollten diesen stürmen. Sie sahen sich durch den Friedhof seit langem provoziert, da in ihren Augen ungarische Symbole nur auf Gebietsansprüche abzielen. Zunächst stellten sich mehrere hundert Ungarn schützend vor das Tor, die Polizei rückte an.
Rumänische Polizei sah dem Mob tatenlos zu
Die rumänische Polizei und die Behörden gaben den Ungarn recht und beschützen sie zunächst. Der wütende Mob wollte ein großes Denkmal aus Stein, das an verstorbene Rumänen erinnern soll, an der Stelle des ungarischen Friedhofs errichten – völlig ohne staatliche Genehmigung. Doch als die Menge immer aggressiver wurde, lenkte die Polizei ein und gewährte dem rumänischen Mob Zutritt.
Dann eskalierte die Lage völlig. Die Rumänen rissen das historische Tor ab, trampelten die Holzkreuze der gefallenen Ungarn um, feierten sichtlich angetrunken mit -zig rumänischen Flaggen auf den Gebeinen der Ungarn. Völlig skurril wurde das rumänische Denkmal aufgestellt, sogar der orthodoxe Dorfpfarrer hielt eine Messe und weihte den Ort nun als rumänische Gedächtnisstätte ein.
Ungarische Regierung empört
Die ungarische Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orbán reagierte noch am selben Abend. Sie legte offiziell Protest bei der rumänischen Regierung ein und fordert nun Taten:
Es ist nicht akzeptierbar, dass Rumänien solche Vorgänge duldet. Das ist Barbarei gegenüber den Ungarn in seiner brutalsten, provokantesten Form. Die ungarische Regierung erwartet, dass, wenn Rumänien solche Vorgänge schon nicht vorbeugen kann, der Staat zumindest im Nachhinein den mehreren hunderttausend zutiefst beleidigten ungarischen Staatsbürgern Genugtuung gibt.
Der Vorsitzende der Ungarnpartei in Rumänien, Kelemen Hunor, forderte umgehend den Rücktritt des Innenministers.
Die Lage spitzt sich zu
In Siebenbürgen flammen seit dem ersten Weltkrieg immer wieder Proteste auf. Nachdem es tausend Jahre zu Ungarn und damit lange zur westlichen Habsburger-Monarchie gehört hatte, wurde es nach dem ersten Weltkrieg an Rumänien angeschlossen. Bis heute leben jedoch mehr als eine Millionen Ungarn in Siebenbürgen, mehrere hunderttausend davon haben dank der Orbán Regierung in den letzten zehn Jahren die ungarische Staatsbürgerschaft bekommen.
Den nationalistischen Rumänen im Süden und Osten des Landes ist das westliche Siebenbürgen ein Dorn im Auge. Vor Kurzem konnte, wie unzensuriert berichtete, der siebenbürgisch-sächsische Präsident Klaus Johannis in einer großen Volksabstimmung einen großen Sieg erringen. Mit Aktionen wie jener am Donnerstag spitzt sich jedoch die Lange immer weiter zu.
Selbst 90-jähriger Weltkriegs-Veteran wurde beiseite geschoben
Am traurigsten war wohl der Tag für den über 90-jährigen “Bartha Misi”. Der ungarische Veteran ist der letzte lebende Soldat aus dem Zweiten Weltkrieg, der am Ort der Proteste gekämpft hat. An der tausendjährigen Grenze Ungarns setzte er 1944 gegen rumänische Truppen, die zuvor mit Deutschland und Ungarn gegen Stalins Rote Armee gekämpft und dann die Seiten gewechselt hatten, sein Leben aufs Spiel, um sein Volk zu schützen. Er stellte sich mit anderen Ungarn, trotz seines hohen Alters, vor das Tor, um seine toten Kameraden zu beschützen. Letzten Endes musste jedoch auch er weichen und den Geschehnissen mit Tränen in den Augen zusehen. Videos von den Geschehnissen gibt es hier.