Albin Kurti und seine linksnationale Partei Vetevendosje haben die Parlamentswahl am Sonntag im Kosovo gewonnen. Doch während in der Hauptstadt Pristina jubelnde Anhänger feierten, wuchs zugleich der Unmut vieler Wähler im Land.
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Wahltermin begünstigte Linke
Denn das Wahlverhalten der Diaspora (Emigranten) unterscheidet sich deutlich von jenem der im Kosovo lebenden Bevölkerung. Die Folgen müssen aber die Kosovaren im Kosovo tragen.
Der Wahltermin zwischen Weihnachten und Neujahr erwies sich als strategischer Vorteil für die Linken, denn viele Auslandskosovaren nutzten ihren Heimaturlaub, um ihre Stimme abzugeben. Diese Wählergruppe unterstützt Vetevendosje seit Jahren überproportional stark. Sie trug entscheidend dazu bei, dass die Partei ihren Stimmenanteil auf rund 50 Prozent steigern konnte.
Andere Parteien deutlich abgeschlagen
Die rechte Demokratische Partei des Kosovo (PDK) kam auf rund 21 Prozent der Stimmen, die Mitte-Partei Demokratische Liga des Kosovo (LDK) auf etwa 13,6 Prozent und die rechte Allianz für die Zukunft des Kosovo (AAK) auf rund 5,7 Prozent.
Gegner kritisieren Wahltermin
Im Kosovo selbst wird daher der Einfluss der Auslandskosovaren zunehmend kritisch gesehen. Gegner Kurtis werfen ihm vor, die monatelange Regierungskrise bewusst bis zum Jahresende hinausgezögert zu haben, um von der Präsenz der Diaspora zu profitieren. Die zweite Parlamentswahl in diesem Jahr wurde notwendig, weil Kurti keine Regierungsbildung nach der Wahl im Februar zustande brachte. Seither regierte der 50-jährige Politiker praktisch allein.
Viele Einheimische empfinden es als ungerecht, dass Wähler, die nicht dauerhaft im Land leben und die sozialen wie wirtschaftlichen Folgen politischer Entscheidungen nicht unmittelbar tragen, den politischen Kurs maßgeblich mitbestimmen.
Konflikt zwischen Heimatverbliebenen und Auslandskosovaren
Der Gegensatz zeigt sich auch programmatisch: Während viele Kosovaren im Land Kurtis Wirtschaftspolitik skeptisch beurteilen und ihm einen autoritären Regierungsstil vorwerfen, sehen ihn Auslandskosovaren häufig als Symbol für nationale Selbstbehauptung und den Bruch mit alten, als korrupt empfundenen Strukturen.
Diese unterschiedliche Perspektive vertieft die politische Spaltung zwischen „Innen“ und „Außen“.
Keine Aussöhnung mit Serben
Trotz des klaren Wahlergebnisses ist Kurtis Macht nicht grenzenlos. Das kosovarische Wahlsystem reserviert 20 der 120 Parlamentssitze für ethnische Minderheiten, darunter zehn für Kosovo-Serben. Deren Minderheitenrechte hatte Kurti zuletzt aufgehoben, dafür sogar Sanktionen aus Brüssel in Kauf genommen.
Die versprochenen Reformen und Bekämpfung der Korruption blieben bisher ebenfalls aus, was im Kosovo selbst schon, bei den im Ausland lebenden Kosovaren deutlich weniger wahrgenommen wurde.



