Während die Europäische Zentralbank (EZB) die Einführung des digitalen Euro vorantreibt, arbeiten die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) an der Einführung einer neuen gemeinsamen Recheneinheit, die schlicht „Unit“ genannt wird. Die Währung soll zu 40 Prozent durch Gold und zu 60 Prozent durch einen Korb nationaler Fiat-Währungen der beteiligten Staaten gedeckt sein, darunter China, Indien, Brasilien und Russland. Fiat-Währungen sind moderne gesetzliche Zahlungsmittel wie Euro, US-Dollar oder Franken, deren Wert nicht durch Rohstoffe gedeckt ist, sondern durch das Vertrauen in die Regierung und Zentralbank, die sie ausgeben.
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Stabilität abseits des Fiat–Geldes
Bereits 2019 gab es vergleichbare Überlegungen in internationalen Finanz- und Kryptokreisen. Damals stand die Frage im Raum, wie großvolumiger Handel in einem Umfeld möglich ist, in dem bestehende Fiat-Währungen zunehmend an Stabilität verlieren. Ein vollständig goldgedecktes Geldsystem galt zwar als historisch bewährt, wurde jedoch als kurzfristig kaum praktikabel eingeschätzt.
Sofortiger Gold-Standard wäre riskant
Eine sofortige Rückkehr zu einer reinen Gold-Währung würde massive Wechselkursschwankungen gegenüber den dominierenden Fiat-Währungen auslösen. Diese Volatilität würde Handel, Finanzierung und tägliche wirtschaftliche Abläufe erheblich erschweren. Zwar wolle man den etablierten Fiat-Währungen „nicht in den Abgrund folgen“, zugleich aber auch „nicht durch Chaos am Devisenmarkt handlungsunfähig werden“.
Kombination als Übergangslösung
Als Übergangslösung wurde daher ein Mischsystem diskutiert. In einem damaligen Projekt bestand die geplante Währung zu 40 Prozent aus Gold und zu 60 Prozent aus US-Dollar. Der Dollar fungierte dabei als Stellvertreter für das globale Fiat-System, da sich die großen Leitwährungen, also US-Dollar, Euro, Yen, Pfund und andere in der Regel eng aneinander orientieren, um extreme Wechselkurs-Schwankungen zu vermeiden.
Währungskorb mit Goldanker
Die nun vorgestellte BRICS-„Unit“ folgt einem ähnlichen Ansatz. Der Unterschied liegt darin, dass der Fiat-Anteil nicht aus einer einzigen Währung besteht, sondern aus einem Korb nationaler Währungen der Mitgliedsstaaten. Dies ermöglicht es, einen Großteil der Reserve-Anlagen in Form von Staatsanleihen zu halten, anstatt ausschließlich auf physisches Gold angewiesen zu sein. Ein liquider Markt für goldgedeckte Anleihen existiert derzeit kaum, obwohl solche Instrumente im 19. Jahrhundert während der klassischen Goldstandard-Ära verbreitet waren.
Moderne Neuauflage alter Geld-Ordnungen
Der Name „Unit“ ist historisch nicht zufällig gewählt. Über Jahrhunderte galt der byzantinische „Nomisma“ – übersetzt ebenfalls „die Einheit“ – als führende internationale Gold-Währung Europas. Unauffällige Bezeichnungen waren in der Geldgeschichte keine Seltenheit.
Fester Goldgehalt statt flexibler Prozentrechnung
Vorgeschlagen wird, den Goldanteil der neuen Währung nicht prozentual, sondern physisch festzuschreiben. Enthielte eine Unit beispielsweise 100 Milligramm Gold, sollte diese Menge unverändert bleiben. Dies unterscheidet sich grundlegend von einem System, das dauerhaft eine 40-prozentige Gewichtung anstrebt und dafür den Goldanteil laufend anpasst.
Automatischer Übergang zur Gold-Währung
Der Effekt wäre langfristig eindeutig: Sollte der Fiat-Anteil der Unit im Laufe der Jahre stark an Wert verlieren, bliebe der feste Goldgehalt bestehen. Die Währung würde sich schrittweise zu einer faktischen Gold-Währung entwickeln, ohne abrupte Systemwechsel oder politische Entscheidungen erzwingen zu müssen.
Geordneter Wertverlust als einkalkulierter Prozess
In diesem Übergangsprozess würde der Wert der Unit gegenüber Gold zunächst sinken – rechnerisch um den Anteil des Fiat-Geldes. Angesichts eines Szenarios, in dem Fiat-Währungen „über Jahre hinweg an Kaufkraft verlieren“, wird diese Anpassung jedoch als verkraftbar dargestellt.
Weniger Wechselkurs-Chaos im Alltag
Kurzfristig hätte die Unit vor allem den Vorteil geringerer Wechselkurs-Volatilität gegenüber den nationalen Währungen der BRICS-Staaten. Das würde die Einführung erleichtern und wirtschaftliche Verwerfungen begrenzen. Dieses vorsichtige Vorgehen erinnert an die chinesische Reformstrategie, die im eigenen Land als „den Fluss überqueren, indem man die Steine ertastet“ beschrieben wird.
Schrittweise Annäherung an Gold-Standard
Im Zentrum steht weniger ein fertiges Endmodell als vielmehr die praktische Umsetzung eines funktionierenden Systems. Ziel ist es, Erfahrungen zu sammeln, Anpassungen vorzunehmen und schrittweise Vertrauen aufzubauen. Mit wachsender Routine der beteiligten Staaten könnte der Übergang zu einem klassischen internationalen Gold-Standard erfolgen – einem System, das historisch als stabil galt und auch künftig als tragfähig angesehen wird.




