Die Arbeitslosenzahlen in Österreich steigen weiter: Im November waren 399.199 Menschen arbeitslos gemeldet oder in Schulung – ein Plus von 4,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
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Regionale Unterschiede
Damit hält der Negativtrend seit April ungebrochen an und die Arbeitslosenquote kletterte auf 7,5 Prozent. Besonders stark betroffen waren die industriell geprägten Bundesländer Niederösterreich (+6,9 Prozent) und Steiermark (+5,7 Prozent).
Akademikerschwemme
Auffällig ist der deutliche Anstieg bei Frauen (+6,2 Prozent) und Langzeitarbeitslosen, ebenso trifft der Negativtrend ältere Arbeitnehmer ab 50 Jahren (+6,1 Prozent) härter als andere Gruppen. Die Zahl der Arbeitslosen mit akademischer Bildung nahm mit 17,2 Prozent besonders stark zu.
Nach Branchen ist der stärkste Zuwachs im Gesundheits- und Sozialwesen zu verzeichnen (plus 16,8 Prozent), begleitet von höheren Werten im Handel, Verkehr und der Güterproduktion.
Ausblick bleibt getrübt
Für den kommenden Winter erwartet AMS-Vorstand Johannes Kopf kaum Besserung: Zwar könne der Tourismus die Lage saisonal entspannen, insgesamt würden die absoluten Arbeitslosenzahlen angesichts der Herausforderungen in Baugewerbe und Landwirtschaft dennoch steigen.
Erste Hinweise auf die angekündigte Erholung im Jahr 2026, etwa die leicht rückläufige Arbeitslosigkeit in der Arbeitskräfteüberlassung, seien zwar bereits erkennbar, aber noch so gering, dass sie eher auf eine überschaubare Belebung als auf kräftiges Wirtschaftswachstum im neuen Jahr hindeuten, so Kopf.
Politische Auseinandersetzungen: Von Lohnpolitik bis Sozialhilfe
Aus allen politischen Lagern gibt es Kritik am derzeitigen Regierungskurs sowie Forderungen nach Kurskorrekturen.
Die FPÖ spricht von einem „katastrophalen Zeugnis“. FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch hebt besonders die steigende Arbeitslosigkeit unter Menschen mit ausländischer Herkunft hervor, warnt vor einer Überforderung des Sozialsystems und verweist auf einen Arbeitsplatzverlust für ältere Einheimische:
Besonders in Wien nimmt die Situation zunehmend besorgniserregende Ausmaße an. Durch die unkontrollierte Zuwanderung steigt die Arbeitslosigkeit stark an.
Grüne wollen noch mehr Staat
Der Grüne Sozialsprecher Markus Koza legt den Fokus auf die Absicherung: „Der erneute Anstieg der Arbeitslosigkeit belegt einmal mehr, wie wichtig ein starkes soziales Netz für von Arbeitslosigkeit Betroffene ist.“ Und weiter:
Nur ein starker Sozialstaat bewahrt Menschen in Arbeitslosigkeit vor dem totalen finanziellen Absturz und Armut.
Dabei vergisst der Linke zu erwähnen, dass „ein starker Sozialstaat“ bezahlt werden muss. Und die überbordenden Sozialausgaben für Bürger und Unternehmen sind mit ein Grund für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Land.
Sparen keine Option
Koza warnt davor, dass anhaltende Sozialkürzungen und geplante Einsparungen zu wachsender Armut führen könnten: „Mit den Kürzungen bei den Ärmsten lässt sich kein Budget nachhaltig sanieren – dafür aber ein großer sozialer und menschlicher Schaden anrichten. (…) Setzt euch mit den Sozialverbänden an den Tisch, verhandelt eine Sozialhilfe-Reform, die diesen Namen auch verdient und schnürt endlich Beschäftigungspakete, die wirken.“
Abgaben europaweit an der Spitze
Die linke Lücke schließen die Arbeitgebervertreter. Sie verweisen auf die hohen Lohnnebenkosten: „Die Bundesregierung ist bei der regulatorischen Entlastung und einer Lohnnebenkostensenkung gefordert, vom Reden ins Tun zu kommen, sodass sich der Industrie Möglichkeiten eröffnen, Arbeitskräfte möglichst produktivitätssteigernd einzusetzen und wieder auf breiter Basis zu wachsen“, verlangt Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung.
Österreich stehe mit dem Abgabenkeil europaweit an der Spitze, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit leide.
Schönreden bei Regierung
Die SPÖ-Sozialministerin Korinna Schumann unterstreicht, dass sich trotz der Krise die Beschäftigung insgesamt positiv entwickle:
Das AMS stellt jedes Jahr rund 670 Millionen Euro für gezielte Maßnahmen zur Unterstützung von Frauen bereit.
Gewerkschaft: Kein Arbeitskräftemangel
Die Gewerkschaft vida widerspricht den Warnungen vor Arbeitskräftemangel und spricht stattdessen von einem Lohnmangel. „Wer auf diese Weise die Kaufkraft der Beschäftigten schwächt, setze auf keine aktive Arbeitsmarktpolitik, sondern schlicht und einfach auf Lohndrückerei“, sagt vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit.
Richtige Erkenntnis
Man könne von mangelnden Arbeitskräften nicht sprechen, solange Löhne real sinken:
Wir können nicht zulassen, dass Millionen an Steuergeldern für die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte verschleudert werden, während in Österreich selbst das Lohnniveau in den Keller fällt und die Arbeitslosigkeit steigt.
Die Gewerkschaft fordert, Branchen mit real sinkenden Löhnen von der Mangelberufsliste zu streichen und eine aktive Lohnpolitik.
Kritik an Zwischenlösungen
Zunehmend umstritten sind kurzfristige Beschäftigungsmodelle und das so genannte „Zwischenparken“ von Arbeitskräften beim AMS, insbesondere im Bau und im Tourismus.
AMS-Chef Kopf fordert politische Reformen, etwa Arbeitszeitmodelle mit Jahresdurchrechnung oder Anreize beim Arbeitslosengeld. Der kommende Winter dürfte die Herausforderungen weiter verschärfen.



