Der ansonsten eher links-liberale Kurier bricht in seiner Freitag-Ausgabe eine Lanze für das Verbot von Kopftüchern bei Kindern und kritisiert die SPÖ massiv – bemerkenswert ist, dass die Zeitung damit zu einem ihrer seltenen Momente findet, in denen sie sich auf ihre konservativen Wurzeln besinnt. Herausgeberin Martina Salomon greift in dem Leitartikel nicht nur rechtliche und politische Argumente auf, sondern spricht auch gesellschaftliche Veränderungen offen an – etwa, dass sich das Stadtbild durch (voll-)verschleierte Frauen zunehmend verändert.
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Kopftuch-Verbot soll in Verfassung
Unter dem Titel „Weg mit dem Kinderkopftuch“ argumentiert Salomon, das Verbot solle in die Verfassung aufgenommen werden, um zu verhindern, dass es „ein zweites Mal von Höchstrichtern gekippt“ werde. Sie erinnert daran, dass die SPÖ den entsprechenden Gesetzesentwurf von ÖVP-Integrationsministerin Claudia Plakolm ablehnte, nachdem die rote Justizministerin Anna Sporrer rechtliche Bedenken geäußert hatte. „Vor allem in Wien hat die SPÖ ja seit Jahrzehnten – besonders konservative – Muslime als neue Wählerschaft umworben. Nun will man diese offenbar nicht vor den (verschleierten) Kopf stoßen“, stellt Salomon treffend fest.
Immer mehr junge Frauen verschleiern sich
Das Stadtbild habe sich sichtbar verändert, meint Salomon:
Die Zahl der Frauen, die nicht nur ihr Haar, sondern den ganzen Körper verstecken (müssen), ist sprunghaft angestiegen. Es sind nicht nur Alte aus bäuerlichen Regionen wie Anatolien, sondern auch immer mehr junge Frauen.
Die Autorin warnt davor, dass Europa „Angriffen und Bedrohungen ausgesetzt sei: ‚kulturell, ökonomisch, technologisch‘“ – und dass die Sorge wachse, eines Tages von einer „frühmittelalterlichen islamischen Kultur dominiert“ zu werden.
Während Europa islamisiert wird, schweigen die Kirchen
Man könne sich „des Eindrucks nicht erwehren, dass die öffentliche Verhüllung bewusst propagiert wird, um Grätzl als islamisch zu ‚markieren‘, während die katholische Frauenbewegung irrlichternd von ‘Selbstbestimmung‘ redet“. Die Kirchen in Europa würden sich aber schon lange in Unterwerfung üben, wohl aus Angst davor, dass auch andere religiöse Symbole aus dem öffentlichen Raum zurückgedrängt werden würden.
In die Verfassung wurde „schon Dümmeres hineingepackt“
Zwar sei das Kinder-Kopftuchverbot „nur Symbolpolitik” – doch: „Es schadet nicht, es in der Verfassung zu verankern, dort wurde schon Dümmeres hineingepackt“. Dennoch sei es an der Zeit, „unsere Lebensart, unsere Kultur, unsere Aufklärung zu verteidigen“.
Vorbild Atatürk: Kopftuch verbannen
Salomon plädiert für Entschlossenheit: „Entschlossener wäre ohnehin gewesen, das Kopftuch aus dem gesamten öffentlichen Bildungsbereich zu verbannen, wie es einst der türkische Reformer Atatürk getan hatte.“ Gerade jetzt, da selbst in arabischen Staaten wie Saudi-Arabien Reformen zugunsten der Frauen stattfinden, müsse Europa verhindern, „dass hierzulande der umgekehrte Weg eingeschlagen wird“.




