Das Justus-Lipsius-Gebäude, Hauptsitz des EU-Rates, ist nur gute 30 Jahre alt.

24. Oktober 2025 / 12:08 Uhr

EU gönnt sich milliardenschwere Sanierung für Ratsgebäude in Brüssel

Die Europäische Union steht – trotz europaweitem wirtschaftlichem Niedergang – vor einer der umfangreichsten und teuersten Gebäudesanierungen ihrer Geschichte.

Mehr als eine Milliarde Euro

Der Hauptsitz des Rates der EU, das Justus-Lipsius-Gebäude mitten im Herzen Brüssels, soll grundlegend modernisiert werden. Nach internen Dokumenten, auf die mehrere Medien Zugriff hatten, belaufen sich die Kosten für das Vorhaben auf mindestens 803 Millionen Euro. Könnte die Renovierung wie geplant teilweise über Kredite finanziert werden, summiert sich das Gesamtbudget durch zusätzliche Zinsbelastungen auf über 1,1 Milliarden Euro.

Prinzip statt Vernunft

Dabei ist das Haus noch gar nicht alt. Fertiggestellt in den frühen 1990er -Jahren, gehört das Gebäude im Vergleich zum Bestand zu den jüngsten Gebäuden in Europa.

Aber es genügt den selbst auferlegten Klimavorgaben nicht. Die neue Gebäuderichtlinie der EU verpflichtet ihre Institutionen dazu, die schlechtesten 16 Prozent ihrer Immobilien bis 2030 grundlegend zu sanieren. Egal, wie alt sie sind, egal, ob eine Sanierung wirtschaftlich sinnvoll ist.

Kriegsangst trifft Kriegstreiber

Aber auch die selbst auferlegte Kriegsangst spielt hinein: In den Ratsunterlagen ist von notwendigem Explosionsschutz die Rede, um den Brüsseler Bedrohungslagen besser begegnen zu können.

Im Herzen der EU-Macht

Das Gebäude, das direkt gegenüber dem Sitz der Europäischen Kommission liegt, ist eines von drei Standorten, die der Rat derzeit in Brüssel nutzt. Im Rahmen der geplanten Konsolidierung soll die Verwaltung mittelfristig nur noch im Justus-Lipsius- und im modernen Europa-Gebäude bleiben.

Der Verkauf des LEX-Gebäudes, der dem Rat etwa 65 Millionen Euro einbringen könnte, deckt allenfalls einen Bruchteil der anstehenden Investitionen.

Prinzip „Fordert, was ihr kriegen könnt“

Die Finanzierung des Mammutprojekts ist bisher ungeklärt. Zwei Varianten stehen zur Diskussion: eine Aufstockung des Ratsbudgets oder die Aufnahme eines Kredits, der den Haushalt über Jahre hinweg bindet. Egal, welche Variante gewählt wird: Bezahlen muss sie der europäische Steuerzahler, allen voran die Nettozahlerländer.

Kein Widerspruch bisher

Bisher zeigen die EU-Mitgliedsstaaten laut den vorliegenden Plänen keine grundsätzlichen Bedenken gegenüber dem Vorhaben, die Details und die Finanzierung sind jedoch noch unklar.

In der ersten Projektphase sind Ausschreibungen, Machbarkeitsstudien und entsprechende Genehmigungsanträge bei den Brüsseler Behörden vorgesehen. Auch der Interimsbetrieb während der Bauzeit müsste organisiert werden – vermutlich auf angemieteten Flächen.

Baubeginn 2029

Mit einer abschließenden Entscheidung rechnet man frühestens Ende 2025 oder Anfang 2026. Der offizielle Baubeginn soll 2029 erfolgen, die Fertigstellung des rund 229.000 Quadratmeter großen Büro- und Konferenzkomplexes samt Pressezentrum wäre dann nach derzeitiger Planung für 2035 anvisiert, die Wiedereröffnung für 2036.

Unterstützen Sie unsere kritische, unzensurierte Berichterstattung mit einer Spende. Per paypal (Kreditkarte) oder mit einer Überweisung auf AT58 1420 0200 1086 3865 (BIC: BAWAATWW), ltd. Unzensuriert

Teile diesen Artikel

    Diskussion zum Artikel auf unserem Telegram-Kanal:

Politik aktuell

24.

Okt

12:08 Uhr

Wir infomieren

Unzensuriert Infobrief


Klicken um das Video zu laden.