Der Sparkurs beim Autozulieferer Bosch verschärft sich dramatisch. Nach einem Bericht des Handelsblatts will das Unternehmen eine fünfstellige Zahl an Arbeitsplätzen streichen. Damit wären weit mehr Beschäftigte betroffen als bisher bekannt. Der drastische Stellenabbau bei Bosch steht damit beispielhaft für eine wachsende Zahl krisenhafter Nachrichten aus der deutschen Industrie
Sparkurs mit harten Einschnitten
Bereits im Vorjahr hatte Bosch angekündigt, in Deutschland rund 9.000 Stellen zu streichen. 2024 fielen weltweit in der größten Sparte des Konzerns sogar 11.600 Jobs weg, davon 4.500 in Deutschland. Nun soll die Zahl noch einmal deutlich steigen. Übrig bleiben derzeit rund 230.000 Beschäftigte. Das Management verweist auf die Notwendigkeit eines knallharten Sparkurses: Nur so lasse sich die angepeilte Rendite von sieben Prozent in der Autosparte erreichen. 2024 lag die Rendite bei lediglich 3,8 Prozent. Bosch betont, als Stiftung brauche man höhere Gewinne, um langfristig unabhängig zu bleiben. Die Erlöse fließen nicht an Aktionäre, sondern sollen die Zukunft des Unternehmens und Stiftungsprojekte absichern. Doch die Realität hinkt den Zielen hinterher: Für dieses Jahr rechnet der Konzern lediglich mit einem Mini-Plus von zwei Prozent beim Umsatz von rund 57 Milliarden Euro. 2024 war das Geschäft sogar leicht geschrumpft.
Jubiläumsprämien für Mitarbeiter fallen weg
Nicht nur Stellenkürzungen treffen die Mitarbeiter, selbst bei langjährigen Beschäftigten wird gespart. Jubiläumsprämien, die bisher bei 10, 25 oder 40 Jahren Betriebszugehörigkeit gezahlt wurden, entfallen künftig. Betroffen sind Geldprämien, Sachgeschenke, Urkunden und sogar Sonderurlaub. Der Sparkurs gilt für den gesamten Konzern, einschließlich Tochtergesellschaften wie die BSH Hausgeräte GmbH in München. Eine Sprecherin erklärte, dass es darum gehe, unter den aktuellen Rahmenbedingungen wettbewerbsfähig zu bleiben und Kosten zu senken. Die Streichung sei ein weiterer Baustein zur Sicherung der Zukunft. Für die Belegschaft bedeuten die Pläne unruhige Zeiten. Schon jetzt sorgen der Abbau und die gestrichenen Jubiläumsleistungen für Verunsicherung in den Werken. Der Sparkurs zeigt, wie groß der Druck in der Autoindustrie ist: Die erzwungene Transformation zur Elektromobilität, künstlich steigende Energiepreise und schwächelnde Nachfrage zwingen selbst Traditionsunternehmen wie Bosch zu radikalen Maßnahmen. Für viele Mitarbeiter bedeutet das konkret den Arbeitsplatzverlust oder Einbußen bei Sozialleistungen.
Symbol für die Krise des Wirtschaftsstandorts
Die massiven Stellenstreichungen bei Bosch sind kein Einzelfall, sondern verweben sich mit einer zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Lage Deutschlands. Wie die Welt berichtet, fielen im Industriebereich allein innerhalb eines Jahres mehr als 100.000 Arbeitsplätze weg – etwa 45.000 davon in der Automobilbranche. Parallel dazu plant rund ein Drittel der deutschen Unternehmen für 2025 weitere Personalabbauten. Wachstumsperspektiven bleiben trüb: Die EU-Kommission senkte indes ihre Prognose für Deutschland auf Stagnation, während der Rest der EU moderates Wachstum erwartet. Zudem liegt das reale Wirtschaftswachstum darnieder. Im ersten Quartal 2025 verzeichnete Deutschland ein Quartalsplus von 0,4 Prozent, doch im Jahresvergleich stagniert die Wirtschaft praktisch. Hohe Energie- und Produktionskosten, Bürokratie und mangelnde Innovationsanreize treiben Unternehmen in die Kostenfalle und führten vielfach zur Verlagerung von Produktion ins Ausland oder in günstigere EU-Nachbarländer.