Bei der Parlamentswahl in Norwegen am gestrigen Sonntag hat die rechte Fortschrittspartei (Fremskrittspartiet, FrP) einen historischen Erfolg erzielt: Nach dem vorläufigen Endergebnis kommt die 1973 gegründete Partei unter ihrer Vorsitzenden Silvie Listhaug auf 23,9 Prozent der Stimmen und legt damit um 12,3 Prozentpunkte gegenüber der letzten Wahl 2021 zu. Damit ist sie jetzt die zweitstärkste Kraft im Storting, dem norwegischen Parlament in Oslo.
Junge wählen Rechts
Erhebungen am Wahlabend zeigten, dass insbesondere jüngere Wähler und Männer die Fortschrittspartei unterstützten. Damit verzeichnet sie die größten Zuwächse aller Parteien.
Konservative verlieren, Sozialdemokraten legen leicht zu
Die konservative Høyre unter Ex-Ministerpräsidentin Erna Solberg erreichte nur noch 14,6 Prozent der Stimmen. Das bedeutet ein deutliches Minus von 5,7 Prozentpunkten im Vergleich zur letzten Wahl. Trotzdem bleibt Høyre drittstärkste Kraft. Stärkste Partei bleibt die sozialdemokratische Arbeiterpartei (Arbeiderpartiet, Ap) von Ministerpräsident Jonas Gahr Støre mit 28,2 Prozent, ein Plus von 1,8 Punkten. Zusammen mit mehreren kleineren Parteien kommt das Mitte-links-Lager auf eine knappe Mehrheit von 87 Sitzen im 169 Sitze umfassenden Parlament.
Linke Einheitsfront als Regierung
Støre muss nun mit den kleineren linken Parteien verhandeln, um eine Regierung bilden zu können. Ob er seine Minderheitsregierung mit der Zentrumspartei fortsetzt oder eine Koalition mit mehreren Linksparteien eingeht, wird sich zeigen. Die starke Position der Rechten im norwegischen Parlament dürfte aber der knappen linken Mehrheit in den kommenden Sitzungen insbesondere bei Themen wie Energiepolitik, Steuern und Haushalt einiges an Kopfzerbrechen bereiten.