Vor 500 Jahren, im Jahr 1525, erhoben sich im süd- und mitteldeutschen Raum Bauern, Bürger und einfache Leute gegen die feudale Ordnung. Sie verlangten nicht nur nach mehr Gerechtigkeit, sondern auch nach einer grundlegenden Veränderung der Abgabenpraxis. Besonders im Zentrum stand die Forderung nach der Abschaffung des Kleinzehnten – einer zusätzlichen Abgabe auf landwirtschaftliche Erträge – sowie nach einer gemeinnützigen Verwendung des Großzehnten, also der Abgabe von zehn Prozent des Ertrages an die Kirche. Der aktuelle Attersee-Report widmet sich ausführlich diesem Thema.
Die Zwölf Artikel – frühe Freiheitsrechte
In den sogenannten „Zwölf Artikeln“, die 1525 in Memmingen verfasst wurden, formulierten die Aufständischen ihre zentralen Forderungen. Diese Schrift gilt als eine der frühesten Niederschriften von Menschen- und Freiheitsrechten in Europa. Neben der Frage der Zehntabgaben forderten die Bauern u. a. die Abschaffung der Leibeigenschaft, die Rückgabe enteigneter Gemeindewälder sowie eine Begrenzung willkürlicher Frondienste.
Vom Zehnten zur Steuerquote
Während die Bauern damals unter der Last von zehn Prozent Abgabe litten und diese als unerträgliche Ungerechtigkeit empfanden, liegt die Abgabenquote in Österreich heute bei rund 50 Prozent. Ein halbes Jahr arbeitet der Bürger somit für den Staat – erst danach für sich selbst. Der Vergleich zeigt, wie sich die Zeiten geändert haben – und dass die Forderung nach fairer Lastenverteilung seit Jahrhunderten ein Kernanliegen des „gemeinen Mannes“ bleibt.
Scheitern und Nachwirkung
Die Fürsten reagierten 1525 mit Härte. Scheinverhandlungen endeten in militärischen Niederschlagungen, bei denen bis zu 75.000 Menschen starben. Der Aufstand blieb erfolglos, prägte aber das politische Denken in Deutschland und Europa nachhaltig. Noch heute gilt der Bauernkrieg als ein Ereignis, das Mittelalter und Neuzeit miteinander verbindet: Religiös geprägt, aber getragen von modernen Ideen wie Selbstverwaltung, sozialer Gerechtigkeit und Freiheit.
Forderung nach weniger Belastung und mehr Freiheit
Das Jubiläum von 1525 erinnert daran, dass die Forderung nach weniger Belastung und mehr Freiheit kein modernes Phänomen ist, sondern tief in der europäischen Geschichte wurzelt. Damals war es der Zehnt (aucdh Zehent), heute ist es die Steuerquote. Der Ruf nach Gerechtigkeit bleibt über die Jahrhunderte aktuell.
Der vollständige Text ist im Attersee Report, Ausgabe 43/August 2025, erschienen. Autor: Thomas Grischany.