Einen “handfesten Skandal” und einen “Anschlag auf jede Form von journalistischer Objektivität” ortet die FPÖ in der Beauftragung des Foresight Instituts für die Analyse der ORF-Sommergespräche.
FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker verwies auf eine kürzliche Zusammenarbeit zwischen dem Institut und SPÖ-Vizekanzler Andreas Babler. Im Juli hatte ein Forschungsauftrag des Kulturministeriums über 59.700 Euro zur „kulturellen Beteiligung von Migrant:innen“, der ohne Ausschreibung an die Foresight Research Hofinger GmbH vergeben worden war, für Diskussionen gesorgt.
SPÖ-nahes Institut bewertet Babler-Auftritt
Dass Foresight nun die Auftritte der Parteichefs – darunter Babler und dessen politischer Hauptgegner FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl – analysieren soll, sei aus seiner Sicht eine „unfassbare Provokation“. Der ORF lasse „ein SPÖ-nahes Institut“ die politischen Spitzenkandidaten bewerten, was für ihn „bestellte Meinungsmacherei“ darstelle.
ORF musste sich wegen “Dirty Campaigning” von SORA trennen
Auch erinnerte er an einen Vorfall, bei dem SORA – so hieß Foresight Research vor seiner Umbenennung im Jahr 2023 – der SPÖ eine Strategie für „Dirty Campaigning“ gegen die Freiheitlichen geliefert hatte. Damals beendete der ORF die Zusammenarbeit nach außen hin, nahm sie nach der Umbenennung des Instituts aber wieder auf. Die aktuelle Beauftragung unter neuem Namen ist für Hafenecker „alter Wein in neuen Schläuchen“.
Forderung nach sofortigem Abbruch der Zusammenarbeit
Hafenecker sieht darin einen klaren Verstoß gegen das ORF-Gesetz und das darin verankerte Objektivitätsgebot. Er forderte die „sofortige und ersatzlose“ Beendigung der Zusammenarbeit des ORF mit dem Institut – sowohl für die Sommergespräche als auch für künftige Aufträge.
ORF will auf “hochwertige Expertise” nicht verzichten
Der ORF wies die Vorwürfe der Freiheitlichen umgehend zurück: “Foresight Research führt Sozialforschung in hoher Qualität in Gebieten wie Arbeitsmarkt, Demokratie, Jugend, Kultur etc. durch. Die öffentliche Verwaltung (Gemeinden, Länder, Bundesministerien) greifen auf diese hochwertige Expertise zurück”, heißt es in einer ersten Reaktion.
Für den ORF liefere Foresight Wahlforschung. “Beauftragungen durch Parteien gibt es seit der Neuausschreibung der ORF-Wahlforschung nicht, weil dies eine explizite Bedingung des ORF in den Ausschreibungskriterien war.” Das letzte Wort in dieser Causa dürfte also noch nicht gesprochen sein.