In Brüssel haben die Eurokraten anscheinend die Energierechnung ohne den Wirt gemacht. Der Wirt ist in diesem Fall das Emirat Katar, das droht, der EU den Flüssiggashahn abzudrehen, sollte man auf das umstrittene Lieferkettengesetz samt übertriebenen Klimaauflagen bestehen.
Brief setzt EU unter Zugzwang
In einem bisher geheimgehaltenen Brief des katarischen Energieministers Saad Sherida Al-Kaabi an mehrere EU-Regierungen drohte er, die Lieferungen von Flüssigerdgas (LNG) an die Europäische Union einzustellen, falls die EU ihr Lieferkettengesetz, insbesondere die Richtlinie zur unternehmerischen Sorgfaltspflicht im Bereich Nachhaltigkeit, nicht anpasst. Katar kritisiert, dass die EU-Richtlinie die Souveränität von Nicht-EU-Staaten untergrabe, indem sie Unternehmen zwinge, Klimaschutzpläne zu verabschieden, die über internationale Vereinbarungen wie das Pariser Abkommen hinausgingen.
Richtlinie inakzeptabel
Konkret sieht die Richtlinie vor, dass Unternehmen, einschließlich solcher außerhalb der EU, die in der Union tätig sind, strenge Auflagen zur Überprüfung ihrer Lieferketten hinsichtlich Menschenrechtsverletzungen und Umweltstandards erfüllen müssen. Bei Nichteinhaltung drohen Geldstrafen von bis zu fünf Prozent des weltweiten Jahresumsatzes eines Unternehmens. Vorgaben, die für sein Land nicht akzeptabel seien, schrieb der Energieminister. Er wies darauf hin, dass Teile der Richtlinie mit katarischem Recht unvereinbar seien und Einnahmen aus dem LNG-Export „das Geld des Volkes“ seien. Ein Verlust von fünf Prozent des Umsatzes könne daher nicht hingenommen werden.
Sollte die EU nicht auf die Forderungen Katars eingehen, droht der Minister, sich um alternative Märkte umzusehen. Als attraktive Optionen bezeichnet Katar Asien und Afrika, da diese Regionen weniger strenge regulatorische Anforderungen stellen würden.
Viele EU-Länder wären betroffen
Angesichts der Anti-Russlandpolitik dürft ein Lieferausfall Katars in der EU negative wirtschaftliche Folgen haben. Stand erstem Quartal 2025 deckt der Wüstenstaat zirka 10,8 Prozent des LNG-Bedarfs in der Europäischen Union ab und ist damit der drittgrößte Lieferant nach Europa. Zahlreiche EU-Staaten verfügen über LNG-Terminals, über die sie auch Gas aus Katar beziehen. Große Abnehmer sind zum Beispiel Frankreich und Spanien. Deutschland will ab 2026 jährlich bis zu zwei Millionen Tonnen Flüssiggas aus Katar über das Terminal in Brunsbüttel beziehen, was etwa drei Prozent des deutschen Gasbedarfes ausmacht.