Scheitert die schwarz-rote Blockparteienregierung an einer linken Richterin? Soweit will es die CDU/CSU offenbar nicht kommen lassen und schiebt im Bundestag eine Plagiatsaffäre als Ausrede vor.

11. Juli 2025 / 14:56 Uhr

Peinliche Posse rund um Frauke Brosius-Gersdorf

Die Union hätte gewiss nicht erwartet, dass die Ernennung der linken Professorin Frauke Brosius-Gersdorf solch hohe Wellen schlagen würde. Zunächst einmal gibt es wie erwartet eine Demo von Lebensschützern vor dem Reichstag gegen die Personalie Brosius-Gersdorf.

Plagiatsverdacht gegen Brosius-Gersdorf

Womit aber auch der Autor dieser Zeilen nicht gerechnet hatte, war das Theater, welches nun die CDU/CSU im Bundestag veranstaltete. Vermutlich verunsichert durch den Sturm der Entrüstung bei vielen konservativen Unionswählern, die gewiss mit einer Richterin nicht einverstanden sind, die Abtreibungen bis kurz vor der Geburt bejaht, versucht die Union sich nun aus der Affäre zu ziehen.

Die Journalistin Karina Moessbauer postete auf X Folgendes zu den derzeitigen Vorgängen im Deutschen Bundestag:

“Weitere Details in der Causa Brosius-Gersdorf, Union will die Wahl absetzen. Ziel: Heute zwei Richter wählen. Spahn und Merz haben SPD ihre Entscheidung mitgeteilt. Begründung: Plagiatsverdacht zieht fachliche Expertise in Zweifel. Die war aber zentrales Argument für die Wahl der Kandidatin. Eine angehende Verfassungsrichterin muss über jeden Zweifel erhaben sein. Das sind Infos aus der Unionsfraktion”.

Das doppelte Spiel der Union

Inzwischen haben auch Mainstreammedien wie der Spiegel und die FAZ das Thema aufgegriffen. Dabei versucht die CDU/CSU offenbar ein doppeltes Spiel zu spielen. Wie ein Kommentator erkannte, ist der Plan wohl folgender: “Nun ja, die CDU will jetzt wegen der Pleite und dem christlichen NEIN vieler CDU-Abgeordnete aus der Basis, ihr Gesicht waren und nun gegen Margot Honecker…ähhh sry Frauke Brosius- Gersdorf mit Plagiatsvorwürfen den Ausweg suchen. Allein das unwürdige JA von Merz bleibt.”

Union versucht Spagat

Die Union versucht nun also einen Spagat. Und zwar zwischen ihrem Wunsch, den Kanzler zu stellen (wofür sie die SPD braucht, die auf Richterinnen wie Brosius-Gersdorf besteht) und dem Wunsch ihrer Wähler sowie verbliebener konservativer Parteimitglieder nach konservativer Politik. Statt aber die fragwürdige Richterin endgültig und konsequent fallen zu lassen, versucht die CDU/CSU es mit einer Ausrede. Man könne die Dame nicht wählen, solange die Plagiatsvorwürfe im Raum stünden. Der Autor Benedikt Kaiser bemerkte dazu: “Einerseits: Cleverer Move der Union. Plagiatsverdacht als ‘unideologischer’ Rettungsanker. (Zudem Zeit gewonnen, ggf. auch Abweichler zu adressieren.) Andererseits: Wird hier gerade mutmaßliches (!) Plagiieren als härter bewertet denn Abtreibungsoptionen bis kurz vor Geburt?”

Vorwürfe erscheinen fraglich

Scheinbar geht es der Union also vor allem darum, Zeit zu gewinnen und Abweichler in den eigenen Reihen ausfindig zu machen und auf Linie zu bringen. Dafür kommt die anstehende Sommerpause wie gerufen. Zudem ist das Vorschieben von angeblichen Plagiaten doch etwas dünn. Denn wie Nius auf X berichtete: “Selbst wenn die Plagiatsvorwürfen stimmen, lautet die Frage: Wer hat von wem abgeschrieben? Die Habilitationsschrift von Hubertus Gersdorf wurde 1998 eingereicht, die von Frauke Brosius-Gersdorf 1997, also vorher. Nutzt die Union vorgeschobene Gründe?”

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