Den Seinen gibts der Staat im Schlaf, dachte man sich vielleicht bei der „Musik- und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien“, und man sollte Recht behalten. 400.000 Euro für künstlerische Schlaf-Forschung darf der Steuerzahler in Zeiten leerer Kassen berappen. „Verbranntes Geld“, empörte sich ÖVP-Wissenschaftssprecher Rudolf Taschner im Parlament und erntete Kritik aus der linken Blase.
Wie bitte? „Dekolonisierung des Schlafs“?
In Wien wird also für viel Geld an künstlerischen Träumen oder den Träumen in der Kunst geforscht. Auf der Seite der Privatuniversität ist dazu zu lesen: „Wach nicht auf! Zukunftsträchtige Träume in den Künsten: An der Schnittstelle von Ästhetik, Dekolonisierung und Technologie“. Und weiter: „Das Projekt erforscht drei miteinander verknüpfte Felder: (1) Politik und Ästhetik des Schlafs und der Träume, (2) die Dekolonisierung des Schlafs im Sinne von Körperpolitik und epistemischem Ungehorsam und (3) das Träumen als Inkubator für visionäre künstlerische und medientechnologische Erfindungen“. Gefördert wird das Projekt vom „Österreichischen Wissenschaftsfonds“.
Fragwürdiges Auswahlverfahren
Da müsse er kein Experte zu sein, um zu sagen: “Das ist verbranntes Geld, das ist sinnlos!”, empörte sich der ÖVP-Nationalratsabgeordnete Taschner, als er in seiner Plenar-Rede im Juni beispielhaft auf dieses „Wissenschaftsprojekt“ zu sprechen kam und die Fördersumme kritisierte. Die Qualität des Auswahlverfahrens hinter derartigen Förderentscheidungen ziehe er jedenfalls in Zweifel. Er wisse nicht, ob die Selbstreinigungskräfte der Wissenschaft stark genug seien, um “scheinbare Wissenschaften” auszusortieren. Wenn die Wissenschaft diese Selbstreinigungskräfte nicht besitze, dann sei die Politik gefordert, denn es sei das Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, das da ausgegeben werde, so der ehemalige Universitätsprofessor für Mathematik.
„Privatuniversität“ sozialistische Spielwiese
Wie der Name sagt, fällt die „Privatuniversität der Stadt Wien“ in den Dunstkreis der SPÖ. Und so ist es auch sicher kein Zufall, dass als deren Rektor der ehemalige rote Wiener Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny fungiert. Das Geld werde an seiner Institution “effizient und anerkannt sinnvoll eingesetzt”, zitiert ihn Der Standard. Herr Taschner erhebe seine „polemische Stimme im anschwellenden Chor der Antiaufklärer“. Auf eine Karriere in Wissenschaft und Forschung kann der rote „Universitätsrektor“ – im Gegensatz zu Taschner – allerdings nicht zurückblicken.
Und SPÖ-Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner ereiferte sich, Taschner zu belehren, dass Forschung nicht von parteipolitischen Wertungen abhängig gemacht werden dürfe. Die gesetzlich verankerte Autonomie des FWF würde Förderentscheidungen nach internationalen Standards sichern, meinte die ehemalige Kurzzeit-Universitätsassistentin.