Ein erster umfassender Sprachtest bei Vorschulkindern in Bayern sorgt bundesweit für Aufsehen. Rund 18,6 Prozent der getesteten Vierjährigen im Freistaat verfügen nicht über ausreichende Deutschkenntnisse, um dem Unterricht in der ersten Klasse folgen zu können. Das geht, wie der Deutschland Kurier berichtet, aus einer aktuellen Erhebung hervor.
Ministerin spricht von “Chance”
Der Freistaat ist damit das erste Bundesland, das verlässliche Zahlen zur Sprachkompetenz aller zukünftigen Erstklässler vorlegt. Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) versucht zu beruhigen, denn sie bezeichnet das Ergebnis als “klare Handlungsaufforderung” und betonte sogar “Chancen”, die aus der nun möglichen gezielten Förderung entstehen. Rund 23.800 Kinder von insgesamt 128.000 schulpflichtigen Kindern im Jahrgang 2026/27 fielen durch den gemachten Sprachtest. Für sie werden nun verpflichtende Vorkurse Deutsch eingeführt – immerhin ein drastischer Ausbau des seit 2001 bestehenden Förderprogramms, das bislang freiwillig war.
Bundesweite Debatte über Integration und Bildungschancen
Wie die Bild berichtet, wurde die Debatte um den Spracherwerb von Kindern mit Migrationshintergrund in den vergangenen Wochen durch CDU-Politikerin Karin Prien, Bildungsministerin in Schleswig-Holstein, aufgegriffen. Sie hatte eine Obergrenze für Migrantenkinder in Klassen ins Spiel gebracht, um zu verhindern, dass einzelne Kinder durch eine mangelhaft deutschsprachige Umgebung dauerhaft zurückbleiben. Die jetzt aus Bayern vorliegenden Zahlen verleihen dieser Diskussion neue Schärfe. Vor allem die Frage nach der Wirksamkeit früherer (durch die CDU selbst geleitete) Integrationspolitik rückt damit einmal mehr in den Fokus. Kritiker werfen der bisherigen Migrationspolitik vor, den Spracherwerb zu wenig priorisiert und die Lage unterschätzt zu haben. Inzwischen haben auch andere Bundesländer reagiert: Thüringen und Sachsen arbeiten an ähnlichen Modellen verpflichtender Sprachstandserhebungen. Ob sich daraus bundesweit einheitliche Standards entwickeln, bleibt abzuwarten.
AfD fordert deutlich konsequentere Schritte
Die bayerische AfD, die auf die Fehlentwicklung schon lange hingewiesen hat, geht in ihrer Kritik einen Schritt weiter. Wie der Focus berichtete, forderte der Landtagsabgeordnete Martin Böhm bereits in der Vergangenheit einen getrennten Unterricht für Kinder mit Deutsch als Muttersprache und jene mit mangelnden Deutschkenntnissen. Letztere sollten in besonderen Klassen weitergebildet werden, um eine Überforderung der Kinder zu vermeiden. Die AfD fordert überdies, keine neuen Asylbewerber ohne Sprachkenntnisse mehr nach Bayern zu lassen und ausreisepflichtige Ausländer konsequent abzuschieben. Nur durch eine klare Migrationspolitik könne das Bildungssystem nachhaltig entlastet werden.