Der Vorstoß des Alpenvereins Südtirols, zahlreiche Schutzhütten im Land umzubenennen, stößt auf massive Kritik.
Zeichen der alpinen Erschließungsgeschichte
Die geplante Umbenennung betrifft Schutzhütten, die Namen der Alpenvereins-Sektionen tragen, die sie erbaut hatten: die Stettiner Hütte, die Bonner Hütte, die Coburger Hütte, die Kasseler Hütte und viele mehr.
Die Benennung der Hütten nach den Sektionen geht direkt auf die Gründerzeit zurück und stellt ein wichtiges Kapitel der alpinen Erschließungsgeschichte dar, als unter extremen logistischen und bautechnischen Herausforderungen die Infrastruktur im Hochgebirge geschaffen wurde.
Enteignung im Faschismus
Der Österreichische Alpenverein wurde 1862 in Wien, sieben Jahre später der Deutsche Alpenverein in München gegründet. 1873 erfolgte der Zusammenschluss. Die gemeinsamen Statuten wurden in Bozen beschlossen.
Während der italienischen Faschistenzeit wurden die Tiroler Schutzhütten enteignet und dem Club Alpino Italiano (CAI) übergeben. Erst 1999 gingen sie wieder in das Eigentum des Landes Südtirol und damit an die Deutschen über.
Deutsche gegen deutsches Erbe
Während der CAI keine Angriffe auf die Schutzhütten-Namen unternahm, legt jetzt der Alpenverein Südtirol Hand an die Hüttennamen. Begründet wird die Umbenennungs-Initiative damit, dass der Deutsche und der Österreichische Alpenverein damals kein Interesse an einer Rückübernahme gezeigt hätten.
Faktisch besteht jedoch bis heute ein enger Austausch zwischen den Sektionen des Deutschen Alpenvereins und den Hüttenpächtern, was die fortdauernde historische Verbundenheit unterstreicht.
Zweierlei Maß bei der Bewertung
Der CAI hat sich in einer ersten Reaktion für die Umbenennung ausgesprochen – wohlweislich, weil sie die deutschen Namen betreffen. Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbundes, fordert, die historischen Namen, die auf die Erbauer und ihre Pionierleistung verweisen, zu erhalten.
Kehren vor der eigenen Haustür
Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit belasteten Benennungen sei begrüßenswert: Während Namen wie „Regensburger Hütte“ oder „Düsseldorfer Hütte“ verschwinden sollen, bleibt die Bezeichnung „Antonio-Locatelli-Hütte“ unangetastet. Diese Hütte erinnert an einen Offizier, der nachweislich an Giftgasangriffen gegen Zivilisten im italienischen Abessinienkrieg beteiligt war. Lang spricht deshalb von einem „gefährlichen Widerspruch“ und fordert, dass zunächst die belasteten faschistischen Relikte getilgt werden, bevor historisch gewachsene Namen geopfert würden.