Die Automobilzulieferer in Deutschland befinden sich in einer schweren Krise: Umsatz- und Gewinnrückgänge, Stellenabbau, Standortschließungen und Insolvenzen sind Zeichen des Niedergangs einer einst blühenden Branche.
Von groß bis klein
Betroffen sind sowohl große Konzerne wie Bosch, Continental und ZF Friedrichshafen als auch kleinere Unternehmen wie Bohai Trimet und Flabeg Automotive Germany. Jüngste Beispiele: Bei Neumayer Tekfor in Schmölln (Thüringen) droht die Schließung eines Werkes, wodurch 380 Arbeitsplätze in Gefahr sind. Automobilzulieferer Motherson plant einen erheblichen Stellenabbau. In Kronach-Neuses (Bayern) sollen bis Ende 2026 bis zu 150 Arbeitsplätze gestrichen werden. Der bayerische Technologiekonzern Schaeffler hat kürzlich angekündigt, sein Lineartechnik-Werk in Homburg vollständig zu schließen. Rund 200 Arbeitsplätze fallen dadurch weg.
Noch gravierender sind die Einschnitte beim Autozulieferer ZF in Saarbrücken: Bis Ende 2025 sollen 1.800 Stellen gestrichen werden, bis 2028 könnten es sogar 4.500 sein. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen einen Verlust von über einer Milliarde Euro verzeichnet.
Insolvenzen bedrohen tausende Arbeitsplätze
Auch Insolvenzen häufen sich: Die Boryszew Kunststofftechnik Deutschland GmbH in Sachsen-Anhalt hat im März Insolvenz angemeldet. Rund 500 Beschäftigte könnten betroffen sein. Im thüringischen Wartburgkreis schlossen 2024 gleich zwei Werke: Der Sitzhersteller Lear und der Logistikdienstleister Reichhart Logistik beendeten dort seine Produktion.
Investitionen in Deutschland brechen ein
Laut einer aktuellen Umfrage des Verbands der Automobilindustrie (VDA) sieht die Branche keinen Ausweg aus dem Negativtrend.
Im Dezember 2024 hatte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Erneuerung und Stärkung der Automobilindustrie präsentiert. Wie so oft: heiße Luft.
Fehlende Investitionen als Anfang vom Ende
Ein halbes Jahr später geben 76 Prozent der deutschen Automobilzulieferer an, ihre Investitionen in der Bundesrepublik zu verlagern, zu verschieben oder ganz zu streichen. Besonders alarmierend: 20 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen hierzulande vollständig aufgeben – im Februar waren es noch 14 Prozent. Ein deutliches Warnsignal, dass ein bedeutender Wirtschaftszweig abwandern wird. Nur ein Prozent plant, die Investitionen im Inland zu erhöhen.
Produktionsverlagerung ins Ausland nimmt zu
Laut VDA-Umfrage wollen mittlerweile 24 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen ins Ausland verlagern. Die Gründe sind vielfältig: 58 Prozent der Befragten nennen schwache Absatzerwartungen in Europa, 16 Prozent kritisieren die hohen Produktionskosten in der Bundesrepublik. Zudem gaben 69 Prozent an, dass die Zurückhaltung ihrer Hausbanken bei der Kreditvergabe ein entscheidender Faktor für die Investitionszurückhaltung sei. VDA-Präsidentin Hildegard Müller bezeichnete die Ergebnisse als „alarmierend“ und betonte die Bedeutung des Erhalts von Arbeitsplätzen und Wohlstand in Deutschland.