Der US-Kardinal Robert Francis Prevost ist gestern, Donnerstag, zum Papst gewählt worden. Der 69-jährige Ordensmann und Kurienkardinal gab sich den Namen Leo XIV.
Beginn des Pontifikats
Nach dem Tod des bisherigen Papstes Franziskus richtet sich der Blick der katholischen Welt auf Papst Leo XIV., das 267. Oberhaupt der katholischen Kirche seit dem heiligen Petrus.
Seine erste öffentliche Handlung ist eine Dankmesse in der Sixtinischen Kapelle in Rom, nachdem er den Segen „Urbi et Orbi“ gespendet hat. Die Erwartungen an seine Positionen sind hoch, besonders nach dem umstrittenen Pontifikat von Franziskus.
Wahl und Hintergründe
Die Wahl von Robert Francis Prevost zum Papst erfolgte ungewöhnlich rasch, obwohl sich viele Kardinäle kaum kannten. Franziskus hatte eine enge Zusammenarbeit im Kardinalskollegium weitgehend unterbunden. Besonders Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin spielte bei der schnellen Wahl eine Schlüsselrolle. Prevost, erst 2024 zum Kardinal ernannt, war zuvor vor allem in Peru tätig und brachte somit eine Perspektive mit in Länder, in denen der katholische Glaube noch stark ist.
Kirchenkrise unter Franziskus
Die Amtszeit von Franziskus war von tiefgreifenden Krisen geprägt: Insbesondere das Messverbot in der Corona-Zeit und die Schließung der Kirchen hatten zu massiven Unmutsäußerungen bei den Gläubigen und Austritten aus der Kirche geführt. Franziskus’ Kurs, Sakramente zeitweise als gefährlich darzustellen, wurde von vielen als Orientierungslosigkeit gewertet.
Ein Ordensmann auf dem Papst-Thron
Bemerkenswert ist, dass erstmals in Folge wieder ein Ordensmann zum Papst gewählt wurde. Nach Franziskus, dem ersten Jesuitenpapst, steht nun erneut ein Mitglied eines Bettelordens, der Augustiner, an der Spitze der Kirche.
In Krisenzeiten der Kirchengeschichte griffen die Kardinäle mehrfach auf Ordensleute als Päpste zurück. Dieser Schritt weist auch heute auf die anhaltende Krise des Welt-Klerus hin: Die Zahl der Diözesanpriester nimmt im Westen weiterhin stark ab.
Herausforderungen und Reformbedarf
Der Rückgang der Priesterberufungen und die Glaubens- und Strukturkrise besonders nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil haben die katholische Kirche vor große Aufgaben gestellt.
Bestrebungen von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. zur Kurskorrektur wurden unter Franziskus weitgehend rückgängig gemacht, was zu Verunsicherung und Spannungen beigetragen hat.
Werdegang des neuen Papstes
Die schnelle Festlegung vieler Kardinäle auf Prevost macht deutlich, dass im Vorfeld bereits Unterstützer für ihn gewonnen wurden.
Geboren wurde Leo XIV. 1955 in Chicago in den USA. Nach seinem Eintritt in den Augustinerorden war er viele Jahre in Peru tätig, wo er als Missionar, Priester und später als Bischof arbeitete. Im Jahr 2015 wurde er Bischof von Chiclayo in Peru, 2023 ernannte Papst Franziskus ihn zum Präfekten des Dikasteriums für die Bischöfe an der Römischen Kurie. 2024 erhob er ihn zum Kardinal. Er ist damit einer der wenigen Päpste, die erst kurz vor ihrer Wahl ins Kardinals-Kollegium aufgenommen wurden.
Erste Akzente
Leo XIV. setzt mit der Wahl seines Namens, der sich an vorkonziliaren Päpsten orientiert, ein Signal, zumal auch Benedikt XVI., der Vorgänger von Franziskus, einen solchen Namen gewählt hatte.
Leos erste Ansprache war von einer christozentrischen Sprache geprägt und betonte die Mission der Kirche. In seiner Kommunikation bemühte er sich um ausgewogene Zeichen an verschiedene Lager. In der Kurie unter Franziskus galt er als loyal, dabei aber nicht als ausgesprochener Vertreter des linken katholischen Flügels um den verstorbenen Jorge Mario Bergoglio.
Programmatik und erste Akzente
Vielmehr ist er als Mittler zwischen unterschiedlichen Richtungen bekannt und scheut die feste Zuschreibung zu einer Seite. Es bleibt offen, inwieweit er sich von der linken Linie Franziskus’ absetzen wird – insbesondere im Hinblick auf kontroverse Themen wie die „synodale Kirche“.
Aussichten
Die Frage, ob Leo XIV. die Kirche wieder in ruhigeres Fahrwasser führen und den innerkirchlichen Aufbruch einleiten kann, bleibt vorerst offen. Beobachter sehen in der Wahl eines amerikanischen Papstes einen Bruch mit bisherigen Traditionen – ebenso bleibt abzuwarten, wie er mit den Herausforderungen des modernen Katholizismus umgehen wird.