Die rechte Partei Reform UK unter der Führung von Nigel Farage hat bei britischen Nachwahlen einen überragenden Sieg errungen.
Nachwahlen nach Rücktritt
In der Wahlregion Runcorn und Helsby war der Parlamentssitz vakant geworden, nachdem der frühere Labour-Abgeordnete Mike Amesbury wegen eines tätlichen Angriffs auf einen Mann aus seinem Wahlkreis verurteilt worden war. Amesbury erhielt eine zehnwöchige Haftstrafe, ausgesetzt zur zweijährigen Bewährung.
Bei der Nachwahl sicherte sich die Reform-Kandidatin Sarah Pochin nach einer Neuauszählung den Parlamentssitz. Farages Partei errang im Vergleich zum Jahr 2021 40 Prozent der Stimmen und verfügt nun über fünf Sitze im britischen Parlament.
Starke Stimmenverluste für Labour und Konservative
Damit kommt der frühere „Mr. Brexit“ seinem Ziel, das „Zweiparteiensystem zu zerschlagen“ immer näher. Es sei „erledigt“. Denn die Wähler straften die beiden dominierenden Parteien bei der Nachwahl gewaltig ab: Die Konservative Partei verlor 28 Prozent und die linke Arbeiterpartei Labour acht Prozent ihrer Stimmenanteile. „Es war eine große Nacht für uns“, sagte Farage der britischen Nachrichtenagentur PA.
Erfolge auch auf kommunaler Ebene
Auch bei der Bürgermeisterwahl in Greater Lincolnshire, einer Region mit mehr als einer Million Einwohner, konnte Reform punkten. Andrea Jenkyns, die früher für die Konservativen kandidiert hatte, gewann dort mit deutlichem Vorsprung und sicherte Reform UK damit einen weiteren symbolträchtigen Erfolg.
Auch die Liberaldemokraten und die Grünen konnten bei den Kommunalwahlen zulegen.
Labour unter Druck
Premierminister Keir Starmer von der Arbeiterpartei bezeichnete das Ergebnis als „enttäuschend“ und kündigte schnelle Veränderungen an. Parteiintern wird die Niederlage als Warnsignal gewertet. Der Labour-Abgeordnete Kim Johnson mahnte, die Partei dürfe diese Entwicklung nicht ignorieren, sonst drohe der Aufstieg einer „rechtsextremen Alternative“. Auch andere Labour-Politiker forderten klare Kurskorrekturen der Parteiführung.
Reform UK sieht sich als wichtigste Oppositionskraft
Nach dem Wahlsieg in Runcorn und Helsby erklärte Reform UK sich selbst zur „wichtigsten Oppositionspartei“, die die von Labour geführte Regierung herausfordern werde. In mehreren Wahlkreisen, in denen Labour sich nur knapp behaupten konnte, landete Reform UK auf dem zweiten Platz. Auch in Runcorn und Helsby war das Ergebnis mit nur sechs Stimmen mehr denkbar knapp.
Farages politisches Comeback
Nigel Farage gilt als eine der prägendsten Figuren der britischen Politik der letzten Jahre. Als Gründer und ehemaliger Vorsitzender der UK Independence Party (UKIP) spielte er eine maßgebliche Rolle beim Referendum zum EU-Austritt Großbritanniens 2016, das mit einer Mehrheit von 52 Prozent für den Brexit ausging.
Farage war mehrfach Abgeordneter im Europäischen Parlament und nutzte seine Popularität, um später Reform UK zu gründen, die sich als Nachfolgebewegung für Brexit-Wähler versteht. Bereits bei den EU-Wahlen 2019 hatte Farage mit der Brexit-Partei, dem Vorgänger von Reform UK, den ersten Platz belegt und die beiden großen Parteien deutlich hinter sich gelassen.