Eine Finanzierungslücke von fast 600 Millionen US-Dollar zwingt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu Einsparungen.
Kürzungen im Budget
Im Februar wurde das ursprünglich geplante Budget für 2026/2027 bereits von 5,3 Milliarden US-Dollar auf 4,9 Milliarden US-Dollar verringert. Aufgrund der anhaltenden Finanzprobleme schlägt WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus jetzt eine weitere Kürzung auf 4,2 Milliarden US-Dollar vor – eine Absenkung um 21 Prozent gegenüber dem ersten Vorschlag. In einer internen E-Mail schreibt er, „keine andere Wahl“ zu haben, als Kürzungen vorzunehmen.
Am Tropf privater Geldgeber
Die Finanzierung der WHO setzt sich aus Pflichtbeiträgen der 194 Mitgliedsstaaten und freiwilligen Zuwendungen zusammen. In der Anfangszeit nach der Gründung der WHO bestand die Hauptfinanzierung von den Mitgliedsstaaten. Das hat sich komplett gedreht: Heute stammen mehr als 80 Prozent des WHO-Budgets von Privatpersonen oder privaten Organisationen – mit Eigeninteresse. Sie geben zwar freiwillig, aber zweckgebundenes Geld.
Ein großer Teil der WHO-Gelder kommt von der Bill & Melinda Gates Stiftung, der Impforganisation GAVI oder der Pharmaindustrie. Bereits 2021 warnte die Non-Profit-Plattform Health Policy Watch vor der finanziellen Abhängigkeit von „nur einer Handvoll vermögender Staaten und privater Geldgebender“.
Gesamtbudget und finanzielle Abhängigkeit
Für Health Policy Watch ist die WHO-Finanzierung „fundamentally rotten“ – also grundsätzlich fehlerhaft oder korrupt. Deshalb verwundert es nicht, dass sich die WHO für Impfprogramme starkmacht, während andere Gesundheitsmaßnahmen wie Trinkwasserprojekte, der Ausbau von Gesundheitssystemen, Hygieneinfrastruktur oder Präventionsmaßnahmen vernachlässigt werden.
In einer Stellungnahme räumte die WHO diese „Über-Abhängigkeit“ von privaten Spendern ein. Dies habe zu „einer Schieflage zwischen den Prioritäten der Organisation und der Fähigkeit, sie zu finanzieren“ geführt.
Reformpläne für mehr Unabhängigkeit
Um ihre finanzielle Unabhängigkeit zu stärken, wünscht sich die WHO eine Erhöhung der Pflichtbeiträge der Mitgliedsstaaten – sparen scheint auch bei der WHO ein Fremdwort zu sein.
Bis 2030 sollen die Beiträge der Nationalstaaten mindestens 50 Prozent des Budgets decken. Außerdem sollen die Spenden aus dem privaten Sektor nicht mehr länger zweckgebunden sein, sondern in das allgemeine Budget der WHO fließen. Das dürfte frommes Wunschdenken sein, denn die privaten Spender verfolgen schließlich eigene Interessen.