Dass die Bundeswehr in den letzten Jahren personell geschrumpft ist, ist bekannt. Doch dass sie nicht einmal mehr ihre eigenen Kasernen bewachen kann, ist ein sicherheitspolitischer Offenbarungseid. Stattdessen werden private Sicherheitsdienste für eine astronomische Summe engagiert: Satte 666 Millionen Euro zahlte der Steuerzahler allein im Jahr 2024 für den Schutz der Bundeswehr-Liegenschaften.
Ein teures Paradoxon
Die Zahl ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die sich eine schlagkräftige und selbstständige Armee wünschen. Während die Bundeswehr marschiert, schießt und sich auf den Ernstfall vorbereitet, werden die eigenen Kasernen von zivilen Wachleuten gesichert. Wie die Bild berichtet, rechtfertigt das Verteidigungsministerium die Praxis als „wirtschaftlichste Option“.
Doch wirtschaftlich im Sinne der Steuerzahler ist daran wenig: Zum Vergleich, für die Summe von 666 Millionen Euro könnte man mehr als 220 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A6 finanzieren – oder zehntausende zusätzliche Soldaten ausbilden. Der Grund für diese Absurdität liegt auf der Hand: Personalmangel. Mit der schrittweisen Verkleinerung der Bundeswehr nach der Wiedervereinigung und der Aussetzung der Wehrpflicht 2011 unter Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) stand zunehmend weniger Personal für solche Aufgaben zur Verfügung. Früher übernahmen Wehrpflichtige und Soldaten aller Dienstgrade diese Aufgabe. Heute muss die Bundeswehr externe Kräfte einkaufen, weil sie ihre eigenen Liegenschaften nicht mehr absichern kann.
Schrumpf-Armee ohne Wehrpflicht
Die Bundeswehr wurde einst als „Armee im Einsatz“ umgebaut, doch selbst für grundlegende Aufgaben ist sie heute auf Fremdpersonal angewiesen. Von den einst 250.000 Soldaten in den frühen 2000ern sind heute nur noch 180.000 übrig. Die Kaserne, einst ein Ort militärischer Disziplin, wird heute von zivilen Wachmännern bewacht, während die Soldaten auf internationale Einsätze oder Übungen vorbereitet werden.
Die Entscheidung, private Sicherheitsfirmen für astronomische Summen zu engagieren, ist dabei nur ein Symptom eines viel größeren Problems: Ein jahrelanger Sparkurs und falsche Personalpolitik haben die Streitkräfte immer weiter geschwächt. Ohne eine grundlegende Reform der Truppe bleibt es wohl dabei – dass Soldaten von Zivilisten bewacht werden, während Milliarden für externe Verträge ausgegeben werden. Ein bizarres Bild für eine Armee, die wieder als Verteidiger Europas auftreten soll.