Was würde alles ans Licht kommen, hätte die FPÖ in einer Regierung mit der ÖVP das Innenministerium bekommen? Diese Frage stellt sich umso mehr, seit der Obduktionsbericht Zweifel am Selbstmord von Christian Pilnacek nährt.
„Für alle, die sich fragen, warum die ÖVP auf gar keinen Fall das Innenministerium aus der Hand geben will. Der Fall Pilnacek stinkt zum Himmel!“, schrieb der Tiroler Landtagsabgeordnete Patrick Haslwanter auf seiner Facebook-Seite. Seine Anspielung dürfte Substanz haben.
Zweifel am “klaren Suizid”
Nach dem Obduktionsbericht nähren sich nämlich Zweifel am „klaren Suizid“ des verstorbenen Sektionschefs im Justizministerium, Christian Pilnacek. Er wurde am 20. Oktober 2023 am Ufer eines Donau-Altarms in Niederösterreich tot aufgefunden.
Vielzahl von Verletzungen
Nun wurde bekannt, dass es vonseiten der Polizei massiven Widerstand gegen eine Obduktion der Leiche gegeben haben soll. Es soll sechs Tage gedauert haben, bis diese Obduktion dann tatsächlich in Wien durchgeführt wurde. Dem Bericht zufolge gab es am Körper des Toten eine Vielzahl von Verletzungen – insgesamt rund zwanzig: Blutergüsse und Abschürfungen an beiden Beinen, den Armen und Händen, Blutergüsse in der schlüsselbeinnahen Halsmuskulatur nahe der beiden Schulterblätter, ein Bluterguss an der rechten Hüfte und ein zwölf mal zehn Zentimeter großes Hämatom am rechten Oberschenkel sowie eine Rissquetschwunde im Gesicht.
Gewalteinwirkung durch Dritte
Diese Beschreibung im Obduktionsbericht könnte den Schluss zulassen, dass Pilnacek nicht freiwillig ins Wasser gegangen und dort ertrunken ist. Eine mögliche Gewalteinwirkung durch Dritte kann nicht mehr ausgeschlossen werden.
Anzeige bei der WKStA
Dass es im Fall „Pilnacek“ Ungereimtheiten gibt, stellte am 26. März im Ö1-Mittagsjournal schon Martin Kreutner, Leiter der Untersuchungskommission zur Aufklärung rund um die Tonaufnahmen von Pilnacek, fest. Er erstattete deshalb Anzeige bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Er habe, so Kreuter damals, Hinweise aus dem lokalen Umfeld der Bevölkerung bekommen.
Kriminalbeamte “besuchten” Lebensgefährtin
Auf Zackzack berichtete Peter Pilz am 22. März, dass am Todestag von Pilnacek „zwei männliche Kriminalbeamte“ bei der Lebensgefährtin des Verstorbenen vor der Tür gestanden seien, die sich nicht ausgewiesen und Mobiltelefon, Schlüssel und Geldbörse von Pilnacek mitgenommen hätten.
Pilnacek wollte dringenden Termin bei Kickl
Der Fall „Pilnacek“ erschien noch brisanter, als – wie berichtet – FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker am 2. April 2024 in einer Pressekonferenz verraten hatten, dass Pilnacek einen Tag vor seinem Tod einen dringenden Termin bei FPÖ-Chef Herbert Kickl haben wollte. Pilnacek, erzählte Hafenecker, wäre, wie er auch, zu einem Empfang in der ungarischen Botschaft eingeladen gewesen, wo der Ex-Sektionschef im Justizministerium auf ihn zugekommen sei und es ein rund 25-minütiges Gespräch der beiden gegeben habe.
Harsche Kritik an Justizministerin und Staatsanwälte
Laut Hafenecker übte Christian Pilnacek in diesem Gespräch harsche Kritik an der grünen Justizministerin Alma Zadic und an Staatsanwälten – und er bat um einen dringlichen und vertraulichen Termin mit FPÖ-Chef Herbert Kickl. Man habe daher die Telefonnummern ausgetauscht und noch am selben Tag, erzählte Hafenecker, habe er Kickl von diesem Wunsch berichtet. Dieser beauftragte umgehend sein Büro, einen zeitnahen Termin zu finden.
Dazu, so Hafenecker, sei es dann nicht mehr gekommen, „weil am nächsten Tag war Pilnacek tot“. Hafenecker sagte, dass er es nicht vorgehabt hätte, mit diesen Informationen an die Öffentlichkeit zu gehen. Aber die Vorkommnisse in den vergangenen Tagen hätten ihn umgestimmt.