Deutschlands wirtschaftliche Rahmenbedingungen geraten immer weiter unter Druck. Eine aktuelle Studie von KPMG und dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft zeigt alarmierende Zahlen: 22 Prozent der befragten Unternehmen erwägen bis 2025 eine Verlagerung ihrer Produktion nach Mittel- und Osteuropa.
In Deutschland hohe Kosten und Bürokratie
Der Trend zur Produktionsverlagerung ist keine Überraschung. Unternehmen klagen seit Jahren über die schlechte Wettbewerbsfähigkeit der Bundesrepublik. Hohe Energiekosten, strenge Umweltauflagen, übermäßige Bürokratie und ein Arbeitskräftemangel machen den Standort unattraktiv.
Während die heimische Wirtschaft stagniert, locken Länder wie Polen oder Rumänien mit attraktiveren Rahmenbedingungen. Während Deutschland im internationalen Vergleich an Dynamik verliert, erleben die Volkswirtschaften in Mittel- und Osteuropa einen regelrechten Boom.
Erstmalige Auslagerungen nehmen zu
Wie das Freilich Magazin berichtet, betont Michael Harms, Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, dass sich die Investitionsüberlegungen nicht nur auf Unternehmen beschränken, die bereits Erfahrung in Osteuropa haben:
Das Interesse ist nicht nur auf die Unternehmen mit Osteuropaerfahrung begrenzt.
Laut einer im Artikel genannten Studie haben drei Prozent der befragten Unternehmen bereits beschlossen, ihre Produktion zu verlagern. Bis 2026 könnten es insgesamt 19 Prozent sein.
In Osteuropa Fachkräfte, niedrige Kosten und Wachstums-Dynamik
Während die Bundesrepublik Deutschland auf ein mageres Wirtschaftswachstum von nur 0,3 Prozent zusteuert, präsentieren sich Polen, Rumänien und andere osteuropäische Länder als aufstrebende Alternativen. Laut Prognosen des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) wird die Wirtschaft Zentral-, Ost- und Südosteuropas im Jahr 2025 durchschnittlich um 2,8 Prozent wachsen – fast zehnmal so viel wie in Deutschland. Richard Grieveson vom WIIW erklärt:
Früher wurden viele mittel- und osteuropäische Staaten einfach als verlängerte Werkbank angesehen. Das ist jetzt anders. Polen zum Beispiel ist im technologischen und digitalen Bereich super.
Vor allem qualifizierte Arbeitskräfte und niedrigere Produktionskosten machen die Region attraktiv. Zudem profitieren osteuropäische Länder von Fördermitteln der EU und günstigen Steuer-Regelungen.
EU-Binnenmarkt als Rettung für die bundesdeutsche Wirtschaft?
Wie Andreas Glunz von KPMG erklärt, gewinnt mit der geopolitischen Unsicherheit und einem möglichen Schwenk der USA unter Donald Trump hin zu protektionistischen Maßnahmen der EU-Binnenmarkt für deutsche Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Dies könnte Osteuropa einen zusätzlichen Schub geben, da die wirtschaftliche Verflechtung mit Deutschland weiter wächst.
Ein großes Fragezeichen in Osteuropa stellt allerdings die Ukraine dar. Das Land könnte zu einem Schlüsselland für deutsche Unternehmen werden, doch erst nach einem möglichen Waffenstillstand oder Friedensabkommen. Laut der KPMG-Studie würden 37 Prozent der befragten Unternehmen nach einem Friedensschluss in die Ukraine investieren. Der wirtschaftliche Wiederaufbau des Landes könnte zu einem Milliardenmarkt werden.
Deutschland verliert – Osteuropa gewinnt
Die Studienergebnisse sind zusammengefasst ein deutliches Alarmsignal für die bundesdeutsche Wirtschaftspolitik. Doch die Ampel-Koalition (beziehungsweise deren letzte Reste) scheint von wirtschaftlichem Realitätssinn weit entfernt. Während andere Länder Standortvorteile schaffen, erstickt Berlin Unternehmen in Vorschriften und hohen Kosten – mit absehbaren Konsequenzen.