Die deutsche Industrie steht vor einem weiteren Rückschlag. Im November 2024 sank der Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat und um 1,7 Prozent zum Vorjahresmonat. Besonders stark betroffen war der Fahrzeugbau. Neben hohen Kosten und Bürokratie wird die Krise durch Unsicherheiten auf internationaler Ebene verschärft, was sich auch auf den Arbeitsmarkt auswirkt.
Massiver Rückgang bei Großaufträgen belastet die Industrie
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeichnen ein düsteres Bild: Besonders Großaufträge im Fahrzeugbau (Flugzeuge, Schiffe, Züge, Militärfahrzeuge) verzeichneten im November einen Einbruch von 58,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Dieser drastische Rückgang hat das Gesamtergebnis stark nach unten gezogen, obwohl andere Branchen wie der Maschinenbau (plus 1,2 Prozent) und die Chemieindustrie (plus 1,7 Prozent) moderate Zuwächse verbuchten. Während die Inlandsaufträge leicht stiegen, sanken die Auslandsaufträge um besorgniserregende 10,8 Prozent. Besonders gravierend war der Rückgang bei Bestellungen außerhalb der Eurozone (minus 14,8 Prozent). Laut Jupp Zenzen von der Deutschen Industrie- und Handelskammer belasten hohe Kosten, Steuern und Bürokratie die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen massiv.
Wirtschaftliche Unsicherheiten auf internationaler Ebene
Neben den Standortproblemen kommen, wie die Bild berichtet, neue Unsicherheiten durch die geopolitische Lage hinzu. Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg betont, dass der politische Wechsel bei vielen Großmächten zusätzliche Herausforderungen für die deutsche Industrie darstellen. Die Stimmung in den Unternehmen verschlechtert sich indes weiter: Das Geschäftsklima hat sich laut dem Münchner Ifo-Institut im Dezember erneut eingetrübt, und Produktionskürzungen sind angekündigt. Die wirtschaftliche Krise zeigt dadurch auch direkte Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Im verarbeitenden Gewerbe stieg der Stellenabbau von April bis September 2024 um 65 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch in der Zeitarbeit gingen 14 Prozent mehr Stellen verloren, wie die Bundesagentur für Arbeit berichtet. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass die Deindustrialisierung nicht nur die Produktion, sondern auch gut bezahlte Arbeitsplätze bedroht.
Kritik an der politischen Untätigkeit
Die deutsche Industrie fordert dringend strukturelle Reformen, um die Abwärtsspirale zu stoppen. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) drängt auf eine Senkung der Unternehmenssteuerlast, eine Abschaffung des Solidaritätszuschlags und eine massive Infrastrukturoffensive. Gleichzeitig müssten Bürokratie abgebaut und die Energiepreise gesenkt werden, um den Standort Deutschland wieder attraktiver zu machen.
Die alarmierenden Zahlen verdeutlichen, dass Deutschlands wirtschaftliche Basis ins Wanken gerät. Ohne eine entschlossene Reformagenda droht nicht nur eine weitere Schwächung der Industrie, sondern auch ein massiver Verlust von Arbeitsplätzen und Wohlstand.