2024 erwies sich als eines der schlechtesten Jahre für die Deutsche Bahn: Mehr als 37 Prozent der Fernzüge erreichten ihre Ziele mit einer Verspätung von mehr als sechs Minuten – ein trauriger Rekord. Nur 62,5 Prozent der ICE- und IC-Züge waren pünktlich, der niedrigste Wert seit mindestens 21 Jahren.
Fußball-EM als peinlicher Höhepunkt
Besonders im Juni, während der Fußball-Europameisterschaft, geriet die Bahn wegen massiver Verspätungen und organisatorischer Probleme international in die Kritik. Es folgte ein umfassender Image-Schaden mit internationalem Ausmaß. Die Bahn wurde in dieser Zeit zum Gespött: Hunderte Fans strandeten an falschen Orten und die niederländische Nationalmannschaft musste wegen Verspätungen kurzfristig aufs Flugzeug umsteigen. Die Situation belastet nicht nur die Nerven der Fahrgäste, sondern auch die Kasse des Konzerns. Wie gmx berichtete, erklärte Bahn-Chef Richard Lutz, dass der Konzern für Entschädigungen 2024 einen „deutlich dreistelligen Millionenbetrag“ zahlen musste.
Bahn dämpft Hoffnung in eigene Sanierungsprojekte
Laut Lutz habe die Bahn die Probleme erkannt und ein umfassendes Sanierungsprogramm gestartet. Bis 2030 sollen 41 vielbefahrene Korridore grundlegend modernisiert werden. Die Generalsanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim markierte 2024 den Auftakt. Ziel ist es, die Pünktlichkeitsquote bis Ende 2027 auf 75 bis 80 Prozent zu steigern. Doch schnelle Verbesserungen sind nicht in Sicht. Bahn-Manager Philipp Nagl dämpft skurriler Weise die Hoffnungen in die eigenen Sanierungsprojekte, und erklärt, dass zum Beispiel die Riedbahn keine umfassende Wirkung zeigen wird: „70 Kilometer werden die Welt nicht verändern.“ Erst nach mehreren Jahren kontinuierlicher Investitionen könnten spürbare Verbesserungen im gesamten Netz erreicht werden.
Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur
Mit knapp 17 Milliarden Euro hat die Bahn 2024 dabei so viel in die Infrastruktur investiert wie seit Jahren nicht mehr. Besonders der Zustand der Schienen und Bahnhöfe gilt als Hauptursache für die Verspätungen. Laut dem Konzernsprecher sind 80 Prozent der Verspätungen im Fernverkehr auf veraltete und störanfällige Infrastruktur zurückzuführen. Ab August 2025 steht die nächste große Baustelle an: Die wichtige Fernverkehrsstrecke zwischen Berlin und Hamburg wird für neun Monate gesperrt, was zu längeren Fahrzeiten und weiteren Herausforderungen führen wird. Die Deutsche Bahn steht somit weiterhin vor enormen Herausforderungen. Die Kombination aus steigenden Bauarbeiten, veralteter Infrastruktur und den wachsenden Erwartungen der Fahrgäste setzt den Konzern unter Druck. Die ambitionierten Pläne zur Sanierung und Modernisierung geben Hoffnung, doch kurzfristige Erfolge sind nicht zu erwarten.