Die Grünen stehen erneut im Fokus einer Kontroverse, diesmal um den Berliner Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar (48). Seit Bekanntwerden schwerwiegender Vorwürfe am 14. Dezember hat der Politiker die Anschuldigungen öffentlich gemacht und seinen Listenplatz geräumt.
Schwere Anschuldigungen
Eine Frau behauptet, nach einer Begegnung mit Gelbhaar am nächsten Morgen nackt und mit teils zerrissener Kleidung aufgewacht zu sein. Sie vermutet, dass ihr etwas ins Getränk gemischt worden sei. Weitere Vorwürfe von zwei anderen Frauen stehen ebenfalls im Raum. Doch Gelbhaar weist, wie die Berliner Zeitung berichtet, derweil alle Anschuldigungen entschieden zurück:
“Der Vorwurf ist frei erfunden.” Sollten sich die Vorwürfe jedoch als wahr bestätigen, müsste sich die Partei, die sich oft als moralischer Kompass in Fragen von Transparenz, Gerechtigkeit und Frauenrechten präsentiert, sich nun mit Fragen nach ihrer eigenen Glaubwürdigkeit konfrontiert sehen. Die Grünen haben in der Vergangenheit immer wieder lautstark für einen respektvollen Umgang und gegen sexuelle Belästigung plädiert.
Auch Verdacht gegen Grünen-Konkurrenten von Gelbhaar
Der Zeitpunkt der Anschuldigungen wirft Fragen auf. Gelbhaar behauptet, die Vorwürfe seien inszeniert, um ihn im laufenden Wahlkampf auszuschalten. Profiteur seines Rückzugs ist Andreas Audretsch (40), der nicht nur Bundestagsabgeordneter aus Neukölln ist, sondern auch der Wahlkampfmanager von Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck. Kritische Stimmen innerhalb und außerhalb der Partei spekulieren, ob Gelbhaar gezielt zum Bauernopfer gemacht wurde, um Platz für einen innerparteilichen Favoriten zu schaffen. Sollten sich Gelbhaars Vorwürfe gegen seinen Konkurrenten bewahrheiten, hätte dieser zwar eine weiße Weste, jedoch würde dies mit dem Vorwurf der Verleumdung auf einen weiteren Grünen-Politiker ein schlechtes Licht werfen.
Grüne im Umfragetief
Die neuen Skandale kommen für die Partei zu einer Unzeit. Rund zwei Monate vor der Bundestagswahl stecken die Grünen immer schwerer in einem Umfragetief. Laut aktuellen repräsentativen Umfragen steht die Partei noch bei rund 12 Prozent, somit würden sie schwächer abschneiden, als bei der letzten Wahl (damals rund 15 Prozent). Dies ist für sie besonders bitter, da sie vor wenigen Jahren noch Umfrageergebnisse über 20 Prozent hatten. Die Realität scheint jedoch noch nicht so recht bei der Partei angekommen zu sein, denn wie die Deutsche Welle berichtet, phantasiert Spitzenkandidat Robert Habeck immer noch öffentlich von einer Kanzlerschaft.