Der Wunsch, angenehm ins neue Jahr zu gleiten, gehört zum fixen Brauchtum in den deutschen Ländern diesseits und jenseits des Inns.

31. Dezember 2024 / 10:31 Uhr

Warum wir uns „einen guten Rutsch ins neue Jahr“ wünschen

Es gehört zum Fixpunkt im Brauchtum, sich rund um den 1. Jänner ein „gutes Neues Jahr“ zu wünschen.

Populär seit 120 Jahren

Vielerorts gibt es noch das Brauchtum, dass Kinder von Tür zu Tür gehen und den Nachbarn ein Neujahrsgedicht aufsagen und dafür mit Süßigkeiten und Geld belohnt werden.

Seit ungefähr 1900 spricht man dabei den Spruch und Wunsch aus, „einen guten Rutsch ins Neue Jahr“. Doch woher kommt diese populäre Redewendung? Sie kommt nicht aus dem Rotwelschen beziehungsweise Hebräischen, wie die Mainstream-Medien immer wieder behaupten. Der Spruch soll sich von „Rosch ha schana tov!“ ableiten, was so viel bedeutet wie ein guter Anfang des Jahres. Durch Verballhornung wäre im Deutschen der „gute Rutsch“ entstanden.

Vom Zeitgeist wieder ausgegraben

Diese Interpretation geht auf Adolf Friedrich Thiele zurück, der vor fast 200 Jahren das zweibändige Werk „Die jüdischen Gauner in Deutschland, ihre Taktik, ihre Eigenthümlichkeiten und ihre Sprache“ herausgebracht hat, was wiederum 1956 wieder aufgegriffen wurde. Damals, als alles Gute plötzlich jüdische Wurzen zu haben begann.

Die Interpretation Thieles war jedoch schon in seiner Entstehungszeit umstritten, zumal er keine Herleitung präsentieren konnte.

Germanisten: Keine jüdischen Wurzeln

2002 nahm sich der Germanist Walter Röll des Themas an und erklärte in den Jiddistik Mitteilungen, dass die Interpretation nicht stimmen könne. Denn das christliche und das jüdische Neujahrsfest fallen nicht zusammen und haben auch keine vergleichbaren Bezeichnungen. Außerdem würden „rausch“ und „Rutsch“ lautlich so weit auseinander liegen, dass ein Zusammenhang unwahrscheinlich ist.

Früher für „kurze Fahrt“ gebräuchlich

Möglicherweise leitet sich „der Rutsch“ vom früher gebräuchlichen Wort für eine kurze Reise ab. Johann Wolfgang von Goethe schrieb in seinem Gedicht „Die Lustigen von Weimar“:

Sonntag rutscht man auf das Land
Zwätzen, Burgau, Schneidemühlen
sind uns alle wohlbekannt.

In Wien sehr gebräuchlich

Der Schriftsteller und Schauspieler Johann Nestroy aus Wien sagt in den „Eisenbahnheiraten“:

Bei uns wird keine Eisenbahn geduld’t, die Frauen leiden’s nicht, die Männer rutscheten ihnen zu oft nach Wien.

Der gute Rutsch dürfte also für ein angenehmes Hinübergleiten ins neue Jahr stehen und aus dem eigenen Kulturgut geschöpft worden sein.

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