Ausgehend vom Lied „Stille Nacht“ kam es im Ersten Weltkrieg zum Weihnachtsfrieden zwischen deutschen und britischen Soldaten.

24. Dezember 2024 / 12:02 Uhr

110 Jahre Weihnachtswunder: Als der „Friede von unten“ selige Tage stiftete

Am 24. Dezember 1914 schwiegen im Stellungskrieg in Flandern die Waffen. Seit Beginn des Ersten Weltkriegs fünf Monate zuvor waren bereits mehr als 750.000 Soldaten gefallen.

Tod im Schützengraben

Nach dem schnellen Vormarsch der deutschen Truppen kam es zu einem langen grausamen Stellungskrieg. Eilig ausgehobene Erdlöcher sollten gegen feindlichen Beschuss schützen. Enge des Raumes, Schlamm und Morast, die katastrophalen hygienischen Zustände, Ratten und Läuse, permanenter Gestank, zermürbender Schlafmangel und die ständige Angst vor dem nächsten Angriff zehrten an den Nerven der Männer – auf beiden Seiten.

Sehnsucht nach Familie

In dieser trostlosen Ungewissheit lag Weihnachten schwer auf dem Gemüt. Die Sehnsucht nach Familie, Heimat und Wärme war unendlich. In dieser Stimmung stimmte ein deutscher Soldat schwermütig das wichtigste und innigste Weihnachtslied an. „Stille Nacht, heilige Nacht“ klang es leise über die Stille der Gräben und des Niemandslandes hinweg. Seine Kameraden stimmten gleich ein und im langen Schützengraben kehrte weihnachtliche Stimmung ein.

Laut Überlieferungen soll nach dem Singen des Liedes Stille gewesen sein. Der Moment der Menschlichkeit inmitten eines grausamen Krieges war tief in die Seelen gedrungen.

Briten bedanken sich

Doch nicht nur in die Seele der Deutschen. Ihnen gegenüber lagen die Briten, die die Szene beobachtet hatten. In die Stille hinein begannen sie zu klatschen. Sie riefen „Good, old Fritz“ und „More, more“. Die Deutschen dankten mit einem „Merry Christmas, Englishmen“ und riefen „We not shoot, you not shoot“. Die „Fritzens“ nahmen Kerzen und stellten sie auf den Rand ihrer Gräben.

Freundschaftliche Gesten unter Feinden

Vorsichtig schauten die Soldaten, die sich noch kürzlich kriegerisch gegenüberstanden, über den Schützengraben hinaus. Bis einer es wagte und sich langsam aus der Deckung hob. Ihm folgten andere ins Niemandsland zwischen den Schützengräben nach. Friede, kein Schuss, Weihnachten. Als klar war, dass es weder eine List noch eine Gefahr gab, legte sich Friede über das Schlachtfeld. Die Soldaten tauschten Zigaretten, Zigarren und Schokolade aus, erzählten, sofern der fremden Sprache mächtig, von Zuhause.

Musikalisches Denkmal

Nach den ersten Kontakten wurden die Soldaten mutiger. Die Deutschen stellten ihren mitgebrachten Weihnachtsbaum für alle sichtbar auf – für die Engländer die erste Begegnung mit diesem für sie bis dahin unbekannten Weihnachtsbrauch. Die Männer aßen und tranken miteinander, spielten Fußball und sollen sich sogar gegenseitig bei der Hygiene geholfen haben.

Das Weihnachtswunder erfasste die gesamte Westfront. Schätzungsweise 100.000 Soldaten sollen sich am Weihnachtsfrieden beteiligt haben. Die schwedische Band Sabaton hat ihm ein wunderschönes musikalisches Denkmal gesetzt.

Britische Generäle unterbinden Menschlichkeit

Bis, ja bis die Briten ihren Soldaten diese Menschlichkeit verboten. Die Offiziere versetzten die wichtigsten der Weihnachten Feiernden, drohten den anderen Männern hohe Strafen an und unterdrückten die freundschaftlichen Zeichen durch harte Kontrollbesuche.

Und so ging das Sterben bald weiter. Am Ende werden es 17 Millionen Tote gewesen sein, die der Erste Weltkrieg bis November 1918 forderte.

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