Da kommt auf die Bildungspolitik einiges zu: Ausgerechnet jener Mann, der mitverantwortlich für „Muslimschulen“ in Wien ist, Christoph Wiederkehr (Neos), soll das Bildungsprogramm mit der ÖVP verhandeln.
„Im Bezirk sind wir als die Muslimschule bekannt“, sagt heute, Dienstag, eine Pädagogin, die anonym bleiben möchte, gegenüber dem Standard. Ein ungeschöntes Bild der tatsächlichen Situation könne sie nur unter dem Schutz der Anonymität bieten. Die Bildungsdirektion als übergeordnete Behörde schätze Transparenz dieser Art nicht.
Bildungsdirektion schaut weg
Verantwortlich dafür, dass die Bildungsdirektion offensichtlich wegschaut, wenn Lehrer die Wahrheit sagen, ist Wiens Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr von den Neos. Dass ausgerechnet er, in dessen Amtszeit sich die Problematik in öffentlichen Schulen dramatisch verschlimmert hat, nun in der geplanten Verlierer-Koalition mit ÖVP und SPÖ das Thema „Bildung“ verhandeln soll, lässt nichts Gutes erahnen.
Migranten-Anteil reicht an die 100 Prozent heran
Wie die Pädagogin, deren Arbeitsplatz sich neben einer Plattenbausiedlung befindet, dem Standard schildert, würde sie, die seit drei Jahrzehnten als Lehrerin arbeitet, im Vergleich zu ihren Anfangsjahren in der Volksschule heute eine andere Welt vorfinden. Sie sehe sich „sozial deklassierten“ Familien gegenüber, der Migrantenanteil reiche an die 100 Prozent heran.
Die Pädagogin fühlt sich von der Wiener Bildungsdirektion im Stich gelassen und wirft dieser vor, Probleme hinwegzutäuschen. Es sei wie in einem potemkinschen Dorf.