Vor 102 Jahren wurde die Sowjetunion gegründet. Ein armes, trostloses Völker- und Menschengefängnis, das sich als Paradies der Werktätigen ausgab. Und für das auch heute noch viele Linke im Westen eine gewisse Sympathie pflegen.
Gesellschaftsmodell mit 20 Millionen Toten
Staatengründer war Wladimir Iljitsch Uljanow (1870–1924), genannt Lenin. Er nordete die Russen ein: Wer beim Sozialismus nicht mitmacht, der wird aussortiert. Sein Nachfolger Josef Stalin sollte die Gewaltherrschaft zum Exzess führen, wo der „Glaube“ an das sozialistische Gesellschaftsmodell zwangsverordnet wurde und 20 Millionen Menschen das Leben kostete.
Kampf für die Unabhängigkeit im Winterkrieg
Über Lenin wurden nicht nur viele Biografien geschrieben, ihm wurden in der Sowjetunion und im Westen auch Denkmäler und Museen eingerichtet. So in Finnland, das eine 1.340 Kilometer lange Grenze zu Russland hat.
Zwar hatte Finnland dank deutscher Hilfe im Winterkrieg 1939/40 gegen die angreifende und übermächtige Sowjetunion standgehalten und konnte seine Unabhängigkeit wahren, musste aber erhebliche territoriale Abtretungen hinnehmen. Rund 70.000 Finnen wurden in dem Konflikt verwundet oder getötet. Die Größenordnung der sowjetischen Verluste ist umstritten; sie wird auf ein Vielfaches geschätzt.
Gewisse Abhängigkeit bis 2023
Finnland verblieb politisch in einer gewissen Abhängigkeit zur russisch dominierten Sowjetunion, und folglich militärisch bündnisfrei.
Erst nach Beginn des Ukraine-Krieges 2022 beantragte Finnland zusammen mit Schweden die Aufnahme in die NATO, die schließlich im April 2023 erfolgte. Schon 1995 war Finnland EU-Mitglied geworden.
Museum im Bolschewisten-Treff
1946 eröffnete Finnland ein Lenin-Museum in dem Gebäude, in dem der damals im Exil lebende Lenin und Josef Stalin im Jahr 1905 bei einer geheimen Tagung der Bolschewisten zum ersten Mal zusammentrafen. 2016 wurde die Ausrichtung des Museums auf die Geschichte der Sowjetunion verändert.
Doch mit Jahresende wird es seine Pforten offiziell schließen, Europas letztes Lenin-Museum ist dann Geschichte. Die Benennung und die Inhalte spiegelten nicht mehr die Geschichte wider, „die wir vermitteln wollen“, sagte der Museumsleiter. Die Besucherzahlen waren zurückgegangen. Viele Menschen „dachten, es sei eine Art böser Tempel“.
Wiedereröffnung ohne Lenin
Im kommenden Februar soll das Museum unter einem neuen Namen, nämlich „Nootti“ (auf Deutsch: Diplomatische Note), wiedereröffnet werden und sich dann auf die Entwicklungen zwischen Finnland und Russland im 20. und 21. Jahrhundert konzentrieren. Ganz ohne kommunistischen Lenin.