Nachdem Bundespräsident Alexander Van der Bellen ausgerechnet dem großen Wahlverlierer Karl Nehammer und seiner ÖVP den Auftrag zur Regierungsbildung gegeben hat, stehen dem Land wohl langwierige und schwierige Koalitionsverhandlungen bevor.
Koalition der Verlierer sorgt für enttäuschte Wähler
In der Bevölkerung kam das undemokratische Gebaren des Staatsoberhauptes allerdings gar nicht gut an, schon kurz nach der Nationalratswahl gewann die FPÖ in Umfragen dazu. In einer neuen repräsentativen OGM-Umfrage kommt aber nicht nur die Partei auf mehr als 30 Prozent – auch ihr Obmann Herbert Kickl gewinnt inzwischen die fiktive Kanzlerfrage (in anderen Umfragen, etwa von Lazarsfeld, tut er das schon länger).
FPÖ gewinnt weiter dazu, ÖVP stürzt ab
Das Meinungsforschungsinstitut OGM hat im Auftrag von Blickwechsel nachgefragt und konnte den Trend bestätigen: Erreichten die Freiheitlichen bei der Nationalratswahl noch 28,9 Prozent, so sind es inzwischen schon 32 Prozent. Die Nehammer-ÖVP kommt unterdessen nur noch auf gerade einmal 25 Prozentpunkte. Die Sozialdemokraten erreichen 20, die Neos zehn und die Grünen lediglich acht Prozent Zustimmung unter den Befragten. Die Kommunisten der KPÖ würden den Einzug ins Parlament mit zwei Prozent derzeit klar verfehlen, die Bierpartei wird gar nicht mehr aufgeführt.
Kanzlerfrage: Kickl setzt sich gegen Nehammer durch
Der Regierungsauftrag an die ÖVP verärgert weiterhin viele Bürger – so sehr, dass ein Großteil davon sich sogar Kickl als Kanzler wünscht. Der FPÖ-Chef erreicht in der Kanzlerfrage gleich 25 Prozent und liegt damit noch vor Karl Nehammer (24 Prozent). Noch unbeliebter als der (geschäftsführende) Bundeskanzler sind die anderen Parteispitzen: Andreas Babler (SPÖ) wollen nur 14 Prozent als Kanzler, bei Beate Meinl-Reisinger sind es zwölf und bei Werner Kogler traurige drei Prozent.
67 Prozent wollen Blau-Schwarz mit Kanzler Kickl
Eine große Mehrheit, nämlich 67 Prozent, wollen eine FPÖ-ÖVP-Koalition als Bundesregierung mit einem blauen Kanzler, lediglich acht Prozent würden eine ÖVP-FPÖ-Regierung mit einem schwarzen Kanzler begrüßen. Für die “Austro-Ampel” aus ÖVP, SPÖ und Neos begeistern sich nur 13 Prozent, eine aus ÖVP, SPÖ und Grünen wollen überhaupt nur drei Prozent. Immerhin zehn Prozent der Befragten wollen Neuwahlen (1.008 Befragte, Schwankungsbreite 3,1 Prozent).