Dem Mainstream gehen schon langsam die Argumente aus, die gegen einen Volkskanzler Herbert Kickl sprechen. Nun bedient er sich deutscher Möchtegern-Satiriker, die Österreicher beschimpfen.
Während Christian Ortner in der Presse der Realität ins Auge sieht und zum Schluss kommt, dass die ÖVP rituellen Selbstmord begehe, wenn sie wieder mit der SPÖ regiert, holt die Kronen Zeitung – offenbar noch immer geschockt vom Ergebnis der Nationalratswahl – den deutschen „Show Man“ Jan Böhmermann zu Hilfe, um ihr Trauma vom blauen Sieg aufzuarbeiten.
„Österreich brunzt gegen Stromzaun“
Böhmermann darf sich in einem Interview, das er dem Vernehmen nach mit der APA und der Krone im Doppelpack geführt hatte, abfällig gegen die Menschen in Österreich äußern wie es bisher kaum vorstellbar gewesen ist. „Österreich brunzt gegen Stromzaun“, „Die Scheiße habt ihr euch selber eingebrockt. Jetzt müsst ihr schauen, wie ihr damit klarkommt. Und mit der Scheiße meine ich nicht nur die braune Scheiße, sondern auch die bestehende Fast-Unmöglichkeit jetzt eine vernünftige, stabile Regierung zu bilden“.
“Es enttäuscht, wie dumm die Menschen sind”
Wer glaubt, dass der FPÖ-Hetzer damit seine Munition verschossen hat, irrt gewaltig. Er spricht davon, dass „widerständige Kunst mit 30 Prozent Rechtsextremen im Parlament doch erst richtig lustig wird“. Und er beschimpft die Wähler als „dumm“. Böhmermann wörtlich:
Wenn es uns einmal gelungen ist, uns aus finstersten Zeiten herauszuarbeiten, dann kann uns das auch wieder gelingen. Es enttäuscht natürlich trotzdem, wie dumm die Menschen sind.
Deutscher Schreckensprophet
Es wäre nicht die Kronen Zeitung, die, um FPÖ-Chef Herbert Kickl zu schaden, nicht davor zurückschreckte, sogar einen Selbstmord und einen Abschiedsbrief eines freiheitlichen Mitarbeiters im Parlament zu erfinden, hätte sie Böhmermann nicht unwidersprochen typische ÖVP-Wahlkampf-Propaganda verbreiten lassen. So durfte der deutsche Schreckensprophet auch die Mär wiederholen, wie schlecht Herbert Kickl doch als damaliger Innenminister gewesen sei.
Unsinn über österreichische Innenpolitik
Die Kronen Zeitung hätte nur im Archiv nachschauen müssen, um zu erkennen, welchen Unsinn der deutsche „Politik-Experte“ über die österreichische Innenpolitik verbreitet hatte. Denn ihr Star-Journalist Michael Jeannée bezeichnete Kickl damals als den „besten Innenminister der Zweiten Republik“. Und die Popularität der damaligen schwarz-blauen Regierung erreichte 65 Prozent, einen Wert, von dem die schwarz-grüne Koalition oder die im „Böhmermann-Land“ regierende Ampel nur träumen können.