Nach dem laut Selbstdarstellung „links-links-versifften Künstler“ Roman Gregory auf Puls24 hatte gestern, Sonntag, in der ORF-Sendung „Im Zentrum“ der nächste linke Künstler seinen Auftritt als „Polit-Experte“.
Diesmal durfte der Schauspieler Cornelius Obonya seine Expertise über die Freiheitlichen abgeben. Allerdings waren sich die Fernseh-Zuschauer nicht sicher, ob er die Sendung „Im Zentrum“ dabei nicht mit einer Lesung im Volkstheater verwechselt hatte. Denn Obonya hatte ständig aus einem Stapel von Zetteln vorgelesen, deren Texte beweisen sollten, dass die FPÖ auf keinen Fall Regierungsverantwortung übernehmen dürfe.
Typische ORF-Einladungspolitik
Der ORF hatte mit seiner schon bekannten Einladungspolitik die Bühne für Obonyas „Lesung“ geschaffen. Denn neben ihm diskutierten zum Thema „FPÖ – einbinden oder ausgrenzen“ Ex-SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern, die ehemalige ÖVP-Ministerin Maria Rauch-Kallat, Exxpress-Herausgeberin Eva Schütz und – als einziger „FPÖ-Vertreter“ – der Politikberater Robert Willacker.
Gegenwind von Schütz und Willacker
Obonya gelang es trotz massiver Unterstützung von Kern und Rauch-Kallat nicht, die Zuseher mit seiner Diffamierung der Freiheitlichen zu überzeugen. Vor allem Willacker und Schütz brachten seine oft ins Phantasien-Land abschweifenden Vorstellungen auf den Boden der Realität zurück. Obonya sprach der FPÖ die Legitimation einer Regierungsverantwortung ab, weil diese Partei ja 70 Prozent der Österreicher nicht gewählt hätten. Ein in diesen Tagen gern gebrachtes Totschlag-Argument, das leicht dadurch zu widerlegen ist, dass die ÖVP fast 74 Prozent oder die SPÖ 80 Prozent nicht gewählt hätten.
Bundespräsident muss Vertrauen erhalten
Dieser Darstellung Obonyas widersprachen demnach auch Willacker und Schütz heftigst. Willacker sagte, dass der Bundespräsident, wenn er das Vertrauen in die Republik und ihre Institutionen erhalten wolle, sich nicht nur an die geschriebenen Gesetze, sondern auch an die ungeschriebenen Gesetze dieser Republik halten müsse. Denn diese würden zum Vertrauen in die Stabilität, und zwar, dass man sich immer an die gleichen Regeln halte, beitragen.
Das System richtet es sich
Herbert Kickl, so Willacker, habe einen ganzen Wahlkampf lang von einem System gesprochen, das es sich richten und das sich gegen den Wähler stellen würde. Und von Alexander Van der Bellen abwärts seien gerade sehr viele Leute bemüht, ihm recht zu geben und auch noch die letzten Zweifler davon zu überzeugen, dass er recht habe. „Ich weiß nicht, ob das der Effekt ist, den der Bundespräsident damit erzielen möchte, und ich glaube, er sollte auch nicht so mit dem Vertrauen spielen“, sagte Willacker.
Mitte-Rechts-Regierung wäre Wählerwille
Exxpress-Herausgeberin Schütz erinnerte daran, dass ÖVP-Kanzler Karl Nehammer bei der Nationalratswahl minus elf Prozent erzielt habe, „ich glaube, das ist der größte Verlust, den die ÖVP in der Zweiten Republik hinzunehmen hatte, und er ist Zweiter geworden“. Er sei nicht knapp Zweiter geworden, sondern schon mit einem deutlichen Abstand. Ob der Wähler diese Abgrenzung zur FPÖ in der Form goutiere oder besonders geschätzt habe, „wage ich zu bezweifeln“. Das Wahlergebnis spreche eigentlich nicht dafür und wenn von stabilen Mehrheiten die Rede sei: Die stabilste Mehrheit, die breiteste Mehrheit hätte eine Mitte-Rechts-Regierung. Der Wählerwille der meisten Menschen würde mit einer FPÖ-ÖVP-Koalition respektiert werden.