Bei der ÖVP und der SPÖ ist es Usus, vor einer Wahl Personenkomitees zu gründen. Schaut man sich die Menschen an, die für Karl Nehammer und Andreas Babler ihren Namen hergeben, kommen ein paar Merkwürdigkeiten zutage.
Wenn Künstler sich in die Politik einmischen, wird es meistens peinlich. In Quiz-Sendungen blamieren sie sich, weil sie nicht einmal wissen, was eine Kommunalwahl ist. In politischen Fernseh-Diskussionen geraten sie zusehends in Gefahr, durch Nicht-Wissen ihre Reputation als beliebte Künstler zu verlieren. Musiker, Schauspieler und Sportler wagen sich trotzdem immer wieder auf das politische Bankett, wie jetzt die aktuellen Personenkomitees für Karl Nehammer und Andreas Babler zeigen.
Jahrelange Freundschaft mit Putin
Der ÖVP-Chef hat sich dafür ausgerechnet Ski-Legende Karl Schranz angelächelt – einen deklarierten Freund von Russlands Präsident Wladimir Putin. Zwar hat Schranz die Angriffe auf die Ukraine „schärfstens verurteilt“, „da ich und meine Familie von sich ‚anonym‘ meldenden Personen bedroht werden“, wurde Schranz via einer Presseaussendung zitiert.
Schranz verbindet aber eine jahrelange Freundschaft mit Putin, die offenbar bei der Ski-WM von St. Anton im Bezirk Landeck in Tirol begonnen hatte. In Folge nahm Putin nach Angaben seines Biografen Roj Medwedew Unterricht bei der Wintersportlegende. 2018 gratulierte Putin Schranz zum 80er mit einem Glückwunschtelegramm im Internet und verwies dabei nicht zuletzt auf die Rolle des Österreichers bei der Vorbereitung der Olympischen Winterspiele von Sotschi 2014.
Karl Schranz hat sich laut Medienberichten wie der Tiroler Witze-Erzähler Harry Prünster der Nehammer-Bewegung „Wir. Die Mitte.“ angeschlossen. Interessant dabei ist, dass sich keiner in der ÖVP daran stößt – im Gegensatz zu einem seit vielen Jahren nicht mehr existenten Freundschaftsvertrag zwischen der FPÖ und der Putin-Partei.
Musikerin weiß noch nicht, wen sie wählen wird
Bei den Personen, die sich auf der Plattform „Wir für Andi Babler“ zeigen, sind neben zahlreichen SPÖ-Funktionären auch die Musikerin Beatrix Neundlinger und der Schriftsteller Michael Köhlmeier zu finden. Blamabel für Babler: Neundlinger wollte sich noch nicht festlegen, wen sie wählen wird, denn sie selbst wird auf dieser Plattform (inklusive Grammatikfehler) so zitiert:
Damit Andi Babler Bundeskanzler werden kann, trage ich mich stark mit dem Gedanken diesmal SPÖ zu wählen.
Historisch falsche Behauptung
Festgelegt hat sich derweil Michael Köhlmeier für Babler („Ich vertraue ihm“). Weniger Vertrauen haben Historiker in den Schriftsteller, der gerne über die Zeit des Nationalsozialismus erzählt und dabei offenbar „historisch Falsches behauptet“, wie der emeritierte Professor für Zeitgeschichte an der Universität Wien, Gerhard Botz, in einem Gastkommentar im Standard festgestellt hatte. Botz meinte damit die Rede von Köhlmeier am 4. Mai 2018 in der Hofburg, in der dieser gesagt hatte, dass die Nazis durchgehend versucht hätten, Juden an Flucht und Emigration zu hindern. Vielmehr, so Botz, konnten sich die Demokratien des Westens damals nicht darauf einigen, ihre Immigrationsbeschränkungen aufzuheben.