Ein ORF-Reporter stellte eine Frage zur RTL-Dokumentation über Identitäre und musste sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht investigativ recherchiert zu haben.
Es wäre ein regelrechtes Wunder gewesen, hätte ein ORF-Journalist bei der Pressekonferenz heute, Donnerstag, FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker nicht mit der Frage konfrontiert, ob dieser sich nach der RTL-Reportage über eine Feier der Identitären Bewegung (IB) in Wien, wo dem Vernehmen nach der Holocaust bzw. das Massaker von Srebrenica 1995 verharmlost bzw. gutgeheißen worden sein soll, von der IB distanziere.
“Äußerungen schärfstens zu verurteilen”
Hafenecker war auf die Frage gut vorbereitet, legte los und brachte überraschende Details ans Licht: Er hielt fest, dass es sich dabei um eine Dokumentation handle, die in den vergangenen Monaten entstanden sei. Sie lebe von einem ähnlichen “Framing” wie es auch der ORF tun würde, „alles gegen rechts und alles furchtbar“. Vorweg stellte Hafenecker klar: Die Äußerungen, die dort getätigt wurden, seien schärfstens zu verurteilen und seien ein Straftatbestand, der in Österreich unter hoher Strafandrohung stehe. Und das sei auch richtig und wichtig so.
Arbeitslose Studentin “eingeschleust”?
Allerdings habe der ORF einige Dinge offensichtlich nicht hinterfragt, vermutete Hafenecker. Und zwar: „Erstens, wie sieht es mit einer politischen Einflussnahme aus dem Ausland im Wahlkampf aus?“ Genau das würde hier passieren. Zweitens müsse man sich die handelnden Akteure anschauen. RTL habe in einer Redaktionssitzung offensichtlich beschlossen, eine politische Bewegung infiltrieren zu wollen. Man habe eine Undercover-Reporterin zu verschiedenen Veranstaltungen geschickt.
Jetzt stelle sich heraus, dass diese Aussagen, „vor denen mir selbst graust“, angeblich von einem AfD-Mitglied getätigt worden sein sollen. Mit folgendem Werdegang: Kurz vor Beginn dieser RTL-Reportage sei eine arbeitslose Studentin in die AfD eingetreten und bei allen Veranstaltungen quer durch Deutschland dabei gewesen, „wo sie eigenartige Äußerungen von sich gegeben hat“. Als die RTL-Reportage fertig gedreht worden war, sei diese Person aus der AfD wieder ausgetreten.
Kein investigatives Hinterfragen durch den ORF
Hafenecker sagte in Richtung ORF-Reporter:
Das hätten Sie als investigativer Journalist, bevor Sie auf der ORF-Homepage gleich wieder alles freischalten und ein Morgenjournal dazu machen, einmal hinterfragen müssen.
Keine Anzeige gegen “Rechtsradikale” von RTL
Dann sei es zu dieser Straftat mit der Holocaust-Verharmlosung gekommen – und sehr interessant: Es sei von RTL keine Anzeige gegen diese Person gekommen, „zumindest ist mir diesbezüglich nichts bekannt“. Beim zweiten Teil der Dokumentation über den extremistischen Islam habe RTL aber sehr wohl eine Anzeige gegen einen Afghanen in München gemacht, der darüber phantasiert habe, Menschen die Köpfe abschneiden zu wollen. Der Mann sei beim Staatsschutz angezeigt worden. Die Holocaust-Leugnerin nicht. Da stelle sich die Frage, warum RTL hier mit zweierlei Maß messe.
Das einzige, so Hafenecker, was diesen Bericht mit Österreich verbinde, sei, dass es auch eine Veranstaltung in Österreich gegeben habe.