Im ORF-Sommergespräch gestern, Montag, hat SPÖ-Chef Andreas Babler zwar die eigenen Funktionäre „abgewatscht“, zur eigenen „Bereicherung“ aber geschwiegen.
Unsoziale Vergangenheit
Besser gesagt, hatte es ORF-Moderator Martin Thür verabsäumt, bei der Causa rund um den Linzer SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger, der zurückgetreten war, weil er einem Freund Hearing-Unterlagen für einen Top-Job vorab zugeschickt haben soll, eine wichtige Frage zu stellen. Spätestens als Babler sagte, dass Politik kein Spiel sei, in dem Funktionäre sich selber reicher machen oder ihre Freunde bedienen, hätte Thür den SPÖ-Chef mit seiner Doppelmoral und seiner unsozialen Vergangenheit konfrontieren müssen.
Babler machte sich selbst zum eigenen Pressesprecher
Babler, der Marxist und Lenin-Verehrer, der von seinen Marketingberatern gerne auch als „Robin Hood“ ins Bild gerückt wird, griff als Bürgermeister von Traiskirchen im Bezirk Baden in Niederösterreich nämlich selbst tief in die Stadtkassa. Von Mitte 2014 bis März 2016 hatte er „schamlos doppelt verdient“, wie die Kronen Zeitung schrieb, indem er sich selbst zum angestellten Pressesprecher gemacht hatte. Satte 11.300 Euro brutto im Monat streifte Babler durch den Doppelbezug als Gemeindeangestellter und Stadtchef ein. Unzensuriert berichtete.
Kritik an Bablers Zuwarten
Presse-Journalistin Hanna Kordik kritisierte in der Sommergesprächs-Analyse, dass Babler mit einer Reaktion auf die parteiinterne Kritik an seinem Programm bis zum ORF-Sommergespräch gewartet habe. Bei einer so wichtigen Kritik müsse er schnell reagieren, sagte auch Politologe Peter Filzmaier in Bezug auf die Aussage der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ), die dem Wahlprogramm von Andreas Babler „Unernsthaftigkeit“ unterstellt hatte.
Vertrauensbruch in den eigenen Reihen
Der SPÖ-Vorsitzende nahm dann auch weniger zur Kritik Bures’ Stellung, sondern er meinte, es beschäftige ihn, dass das SPÖ-Papier, an dem Bures den „Verdacht der Unernsthaftigkeit“ kritisiert hatte, aus einem Kreis von dreizehn Personen geleakt worden sei. Babler beklagte sich über den Vertrauensbruch in den eigenen Reihen. Das werde er „irgendwann stoppen müssen“.
Keine “klare Kante” in der Kleingarten-Affäre
Ins Wanken kam Babler, als er gefragt wurde, warum die SPÖ zwar Klaus Luger in Linz zum Rücktritt bewegen konnte (obwohl Luger sagte, er habe selbst die Konsequenzen gezogen), nicht aber den durch die Kleingarten-Affäre in schwerer Kritik geratenen Bezirksvorsteher in Wien-Donaustadt, Ernst Nevrivy. Hier hat die SPÖ ja keine „klare Kante“ – wie es Babler selbst ausdrückte – gezeigt. Live im Fernsehen konnte sich der SPÖ-Chef nicht dazu durchringen, Nevrivy, der 2025 wieder kandidieren möchte, zum Rücktritt aufzufordern.