Vom Saulus zum Paulus: Die Berichterstattung über die US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat sich extrem gewandelt.

USA

14. August 2024 / 09:37 Uhr

Die Wandlung von Kamala Harris: Von der „Unbeliebtesten“ zur Hoffnungsträgerin der Linken

Als gelte es, in Österreich Kamala Harris zur nächsten US-Präsidentin zu wählen, feuern die Mainstream-Medien aus allen Rohren und ereifern sich in Lobeshymnen, und das, obwohl sie politisch nach rechts driftet.

Sogar Kritik im Standard

Längst vergessen die Bewertung genau vor zwei Jahren, als etwa Der Standard schrieb:

Kamala Harris, die unbeliebteste US-Vizepräsidentin aller Zeiten

Damals las man noch: Harris werde „als konturlose Opportunistin wahrgenommen“. „In den beiden Aufgabenfeldern, die ihr Biden übertrug – Flüchtlingskrise und Wahlrechtsreform –, machte Harris eine ausgesprochen unglückliche Figur.“

Neue Hoffnungsträgerin

Zwei Jahre später klingt Der Standard ganz anders: „Team Harris/Walz – ein Albtraum für Donald Trump?“ Harris stünde „die Türe zum Weißen Haus sperrangelweit offen“.

Nachdem sich der amtierende US-Präsident Joe Biden aus dem Präsidentschaftsrennen zurückgezogen hat, will sie Donald Trump von den Republikanern besiegen. Dafür hat sie auch bereits Positionen über Bord geworfen, für die sie sich 2020 noch stark eingesetzt hatte.

Deutlich rechtere Positionen

So etwa bei der Einwanderungspolitik. Plötzlich fordert sie einen starken Grenzschutz. Vor vier Jahren waren die Einwanderer noch ein elementarer „Teil des Gefüges Amerikas“, und die Linke lehnte jede Verstärkung der Grenzsicherung als unmenschlich ab.

Seit neuestem zeigt sie sich stolz darauf, als Generalstaatsanwältin von Kalifornien unterirdische Tunnel zwischen Mexiko und den USA aufgespürt und geschlossen zu haben.

Kaum noch Diskussion ums Waffenrecht

Auch bei anderen linken Steckenpferden rückte sie nach rechts, so will sie etwa jetzt am Recht auf Waffenbesitz nicht rütteln, wo doch die Demokraten das Waffengesetz seit Langem verschärfen wollen. Durchsetzen konnten dies weder Biden noch sein Vorgänger Barack Obama. Harris will am grundsätzlichen Recht nun nichts ändern.

Die Tochter einer Mutter aus Indien und eines Vaters aus Jamaika, die in Kalifornien aufgewachsen war und an der schwarzen Elite-Universität von Howard in Washington studiert hat, fordert bloß das Verbot des Verkaufs von Sturmwaffen an Zivilisten sowie Hintergrundüberprüfungen der Käufer.

Abrücken von linken Positionen

Eine deutliche Reduzierung der bisherigen demokratischen Forderungen, auch ihrer eigenen. 2019 hatte Harris noch einen Zwangs-Rückkauf sogenannter Angriffswaffen durchsetzen wollen.

Harris geht sogar weiter und macht sich jetzt für eine „Null-Toleranz“-Politik gegenüber Straftätern stark.

Messen mit zweierlei Maß

Und sie macht Stimmung mit Positionen des politischen Mitbewerbers. Kürzlich verlangte sie das Ende der Besteuerung von Trinkgeldern. Bidens Pressesekretärin sprach von einem guten Vorschlag.

Als dieser vor einigen Wochen von Donald Trump kam, wurde er noch heftig kritisiert.

Die Wandlung in den Mainstream-Medien

Der Spiegel schrieb: Trumps Steuervorschlag sei „abstrus“, „am Ende könnten Millionäre anstelle von Kellnern (…) profitieren“.

Nachdem Harris dieselbe Forderung erhoben hatte, heißt es wohlwollend im Spiegel, dass Harris „immer mehr Geschick darin [entwickle], ihren Kontrahenten Donald Trump zu ärgern“.

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