Die neuesten Zahlen belegen, dass die deutsche Sprache in Südtirol schwer unter Druck steht – und zwar von eigener, deutscher Seite.
Am liebsten Englisch
Sichtbar wird dies an der Universität Bozen, dem Prestigeprojekt der Südtiroler Volkspartei (SVP, Schwesterpartei zur ÖVP). Denn dort sind von den 363 Forschungsaufträgen der letzten drei Jahre nur sieben Prozent in deutscher Sprache abgefasst. Die meisten Projekte, nämlich 38 Prozent, sind auf Englisch – in Tirol!
23 Prozent der Forschungsaufträge sind auf Italienisch, gefolgt von einer Kombination aus Italienisch und Englisch (16 Prozent). Zwei Prozent der Aufträge sind in ladinischer Sprache.
Mehrheitssprache der Bevölkerung – Minderheitssprache an der Uni
Von den 1,8 Millionen Euro Gesamtbudget flossen nur acht Prozent in Projekte auf Deutsch, hingegen 32 Prozent in englischsprachige Projekte und 28 Prozent in italienischsprachige.
Damit verfehlt die Universität Bozen das seinerzeit postulierte Ziel, die Südtiroler in ihrer Heimat in ihrer Sprache akademisch auszubilden. Deutsch kommt an der Universität kaum vor.
Sprungbrett für Internationalisierung
Das Prestigeprojekt der SVP sollte nicht nur Bozen zu einer Universitätsstadt aufwerten, sondern den akademischen Nachwuchs, der bis dahin in Österreich studiert hatte und damit auch die Verbundenheit mit dem Mutterland festigte, an das Gebiet südlich des Brenners binden.
Die aktuellen Zahlen zeigen aber genau das Gegenteil: Die Universität Bozen scheint eher ein Sprungbrett für die Internationalisierung zu sein, und zwar weit über Österreich hinaus, als eine Institution, die dem Bedarf und dem Erbe der eigenen Bevölkerung dient.