Von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bis zu Österreichs Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) haben zahlreiche Politiker die Europäer darauf eingeschworen, zukünftig nicht mehr mit russischem Gas zu heizen.
Gaspolitik wird zum Waterloo
Doch das ist nicht so leicht, wie von den Politikern gedacht. Russland versorgt Österreich bis heute (Stand Mai 2024) zu 90 Prozent mit Energie aus Gasvorkommen. Das ist der höchste Stand, seitdem die E-Control die Daten erhebt. Vom propagierten Ausstieg Gewesslers ist nichts übrig geblieben, für die Grünen werden die Gaslieferungen aus Russland zum politischen Waterloo.
Steigende Gasimporte
Betrachtet man die gesamte Europäische Union (EU) sieht es nicht anders aus. Dort stieg der Anteil an russischen Gaslieferungen durch die staatliche Gesellschaft Gazprom nach Europa heuer um zwölf Prozent. Auf Jahresbasis stiegen die Pipeline-Gasexporte um 5,7 Prozent auf einen Rekordwert von 91,5 Millionen Kubikmetern pro Tag – ein Rekordvolumen in diesem Jahr, so Reuters.
Das Gesamtvolumen der Erdgasexporte von Gazprom nach Europa dürfte heuer 18,3 Milliarden Kubikmeter erreichen.
Aus Russland über die Türkei nach Europa
Der Zuwachs ist auf den Abschluss der Wartungsarbeiten an der Pipeline, die von Russland in die Türkei verläuft, zurückzuführen. Europa war einst Russlands wichtigster Exportmarkt, erhält aber jetzt viel weniger russisches Gas: heuer etwa ein Drittel im Vergleich zurzeit vor dem Ukraine-Krieg – auf direktem Weg. Jetzt kommt das Gas über Umwege, die entsprechende Kosten und Zwischenhändlerzahlungen verursachen. Oder wird durch teure Importe von Flüssiggas aus den USA ersetzt.