Würde es bei der Sportberichterstattung über die Olympischen Spiele in Paris einen Preis für die absurdeste Schlagzeile geben, der ORF hätte ihn haushoch gewonnen. Und zwar für das Verdrehen der Tatsachen.
Schlagzeile verwirrt
Wer nämlich den Titel auf der ORF-Webseite vom 31. Juli gelesen hatte, und zwar „Landbauer bezeichnet Boxerinnen als Männer“, muss sich gedacht haben, dass der für den Sport zuständige Landesrat und LH-Stellvertreter in Niederösterreich, Udo Landbauer, alle Boxerinnen zu Männern stempelt.
Zwei Boxerinnen “biologische Männer”
Das war natürlich nicht der Fall. Landbauer kritisierte vielmehr, dass es ein Verstoß gegen die Chancengleichheit sei, wenn das Internationale Olympische Comitee (IOC) – wie berichtet – den algerischen Athleten Imane Khelif und den taiwanesischen Sportler Lin Yu Ting gegen Frauen antreten lässt. Weil sie sich als Frauen fühlen. Beide bezeichnete Landbauer gegenüber der Kronen Zeitung als „biologische Männer“, was den ORF zu dieser pauschalen Feststellung im Titel veranlasst hatte.
IOC: “Laut Pass Frauen”
Vonseiten des IOC wurde festgestellt: „Sie sind laut ihres Passes Frauen und daher teilnahmeberechtigt“. Das sehen nicht alle so. Im Vorjahr hatte die International Boxing Association (IBA) allerdings Zweifel an der Geschlechteridentität der Boxerinnen geäußert. Wegen zu hoher Testosteronspiegel wurden die Athletinnen von der Box-WM in Neu Delhi ausgeschlossen.
Racheakt des ORF Niederösterreich?
Dass die Redaktion des ORF Niederösterreich mit dem hirnverbrannten Titel Udo Landbauer wohl in ein schlechtes Licht rücken wollte, hat vermutlich einen historischen Hintergrund. Zum einen spielte der ORF Niederösterreich in der Kampagne gegen Landbauer in der vermeintlichen „Liederbuch-Affäre“ eine umstrittene Rolle. Zum anderen musste der ORF-Landesdirektor Robert Ziegler nicht zuletzt wegen der Kritik der Freiheitlichen den Hut nehmen. Unzensuriert berichtete.
ORF verschweigt Ergebnis der Kommission
Ziegler wurde vorgeworfen, für die Landeshauptfrau von Niederösterreich, Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), Einfluss auf Programm und Berichterstattung genommen zu haben. Vorwürfe, die durch aufgedeckte Chats und Protokolle an die Öffentlichkeit gekommen waren. Unterlagen wurden daraufhin ausgewertet und Dutzende Mitarbeiter des Landesstudios von einer eingesetzten Kommission befragt.
Das Ergebnis dieser internen Untersuchungskommission, die vom ORF im Dezember 2022 eingesetzt worden war, wurde bis heute nicht öffentlich gemacht.