Nach der Veröffentlichung der ungeschwärzten Dokumente des Robert-Koch-Instituts (RKI) in der Bundesrepublik Deutschland gerät auch die österreichische Regierung unter Druck. Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) wollte gestern, Dienstag, in der “ZIB2” seine Hände nicht dafür ins Feuer legen, dass der damalige ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz die Bevölkerung in der Corona-Zeit immer nach bestem Wissen und Gewissen informiert hatte.
Unterschiedliche Auffassungen in der Regierung
Anschober antwortete auf eine diesbezügliche Frage von Armin Wolf ausweichend. Man habe, so der Ex-Minister, in der Regierung unterschiedliche Auffassungen gehabt. Das ORF-Interview mit dem Kurzzeit-Gesundheitsminister (vom Jänner 2020 bis April 2020) war durchwegs ein Geständnis von Fehleinschätzungen in der „Pandemie“.
Mit einer Flex gegen Ungeimpfte vorgehen
Die Begrifflichkeit „Pandemie der Ungeimpften“ bezeichnete er als Fehler. Anschober widersprach den Ausführungen von Wolf nicht, als ausgerechnet der ORF-Angestellte, dessen Arbeitgeber die Propaganda der schwarz-grünen Regierung ohne Wenn und Aber und ohne gegensätzliche Meinungen zuzulassen, verbreitete, ihn mit dem „völlig sinnlosen Lockdown für Ungeimpfte“ konfrontierte. Oder mit der Aussage des damaligen Bundeskanzlers Kurz, der Ungeimpfte als „Lebensgefährder“ hinstellte, oder der Aussage des damaligen Innenministers Karl Nehammer, der allen Ernstes davon sprach, dass die Polizei „wie eine Flex“ gegen Ungeimpfte vorgehen solle.
Auf falsche Experten gehört
Wolf kritisierte Dinge, die der ORF in der Corona-Zeit überhaupt nicht kritisch gesehen hatte: etwa die Strafen für Menschen, die auf der Parkbank gesessen sind. Das Schließen der Bundesgärten. Oder die vier Gründe, die die Menschen berechtigt hatten, die Wohnung zu verlassen. Auch warf er der damaligen Regierung vor, auf falsche Experten gehört zu haben.
Keine Aufarbeitung in Sicht
Anschober verteidigte sich damit, dass man einen Lernprozess durchgegangen sei. Im Nachhinein könne man immer viel Kritik üben. Mit dem Wissen von heute wünsche er sich eine europaweite Aufarbeitung der Corona-Zeit, um Fehler, die damals passiert sind, in Zukunft bei einer weiteren Pandemie verhindern zu können. Aber bis dato sehe er keine solche Aufarbeitung.