Es wiegt schwer: Rassismus. Ein politisches Todesurteil sollte man meinen.
Geringe Sachbeschädigung
Doch der Angeschwärzte der SPD-Harburg wehrte sich und schickte seinen Kontrahenten die Polizei ins Haus. Die wiederum spielte mit.
Die Vorgeschichte: Zwei Genossen, ein deutscher und ein türkischer, waren in Streit geraten. Anlass waren acht Wahlplakate für eine deutsche Genossin, die, so der Vorwurf, vom Türken im Mai beschädigt worden sein sollen. Ja, dem deutschen Genossen gelang es sogar, dass das Amtsgericht Hamburg Razzien bei sechs türkischen Parteikollegen, darunter zwei Vorstandsmitglieder der SPD-Harburg, durchführen ließ, um Beweise zu sichern.
Die Hamburger Staatsanwaltschaft betont, dass es um gemeinschaftliche Sachbeschädigung gehe und das Amtsgericht in Sachen Hausdurchsuchungen die Gesamtumstände beachtet hätte.
„Die Geister, die ich rief…“
Unverhältnismäßig, wie der Rechtsanwalt eines Beschuldigten, ebenfalls ein SPD-Mann gegenüber NDR 90,3 erklärte. Bei dem einen Jungen (zwei Beschuldigte sind erst 17 Jahre alt, Anmerkung unzensuriert) sei mehr als ein halbes Dutzend Polizisten zur frühen Morgenstunde in die Wohnung der Eltern eingedrungen und hätten „den Jugendlichen aufgefordert, die Hände im Bett zu heben“.
Und sofort hat der Anwalt die Rassismuskeule parat:
Hier möchte offenbar jemand verhindern, dass türkischstämmige erfolgversprechende Mitglieder der SPD Harburg auf gute Listenplätze kommen.
Die türkischen Bewerber für die Kandidatenplätze für die Bürgerschaftswahl fühlten sich diskriminiert.
Orientalische Sitten in der SPD
Was für ein Dilemma! Was für ein Vorwurf! Was für eine böse Tat! Sofort ließ die übergeordnete Stadtparteispitze bei den anderen türkischen SPD-Abgeordneten nachfragen, ob sie sich denn diskriminiert fühlten. Wie eine Sprechpuppe erklärte die SPD-Hamburg, dass in ihren Reihen „niemand aufgrund des Alters, Migrationshintergrunds oder aus anderen Gründen diskriminiert“ wurde oder werde. Die Kandidatenaufstellung für die Wahl würde „offen, transparent und fair“ erfolgen.
So „fair“, dass es in der gesamten Gruppe gärt, seit die Türkin Oksan Karakus zu Harburgs SPD-Chefin gewählt worden war – mittels überraschender Kampfabstimmung.