Würde die grüne Nationalratsabgeordnete Agnes Sirkka Prammer in der Privatwirtschaft ihre Brötchen verdienen, hätte sie ihr Chef wohl längst gekündigt. Anstatt ihrer Arbeit im Parlament nachzugehen, machte sie lieber einen Ausflug zum EM-Spiel Österreich gegen die Niederlande nach Berlin.
Keine Lust auf Arbeit in Straßburg
Prammer ist neben ihrer Abgeordneten-Tätigkeit in Wien auch Mitglied der parlamentarischen Versammlung des Europarates. Diese tritt einmal im Quartal eines Jahres eine Woche lang zu den Plenarsitzungen in Straßburg, Frankreich, zusammen und erledigt dort die anstehenden Beratungen und Beschlüsse. Die dritte Versammlung 2024 hat in der Woche vom 24. bis 28. Juni stattgefunden. Aber ohne Prammer, die diese Sitzungswoche einfach geschwänzt hat.
Auf der VIP-Tribüne in Berlin?
Statt für die Bürger zu arbeiten, die ihr für ihre Tätigkeit als Nationalratsabgeordnete monatlich 10.351,39 Euro (exklusive Spesen) überweisen, fuhr sie lieber mit ÖVP-Kanzler Karl Nehammer und ihrem grünen Parteikollegen Vizekanzler Werner Kogler zum EM-Spiel nach Berlin. Aufgefallen ist das dem FPÖ-Nationalratsabgeordneten Martin Graf, der sich über die Abwesenheit seiner Kollegin im Europarat gewundert hatte.
Mussten Steuerzahler EM-Ausflug bezahlen?
In einer parlamentarischen Anfrage an den zuständigen Sportminister Kogler möchte Graf nun konkret wissen, warum Frau Prammer bei diesem Spiel unbedingt dabei sein musste, ob sie dazu eingeladen wurde und ob die Steuerzahler für deren Kosten (Reise, Aufenthalt, Eintrittskarte) aufgekommen sind. Gleichzeitig fragt er nach, wer die Spitzenpolitiker noch alles begleitet hat.
Grüner wetterte gegen Abgeordnete auf VIP-Tribüne
Nicht nur das: Graf zeigt mit dieser parlamentarischen Anfrage auch die Doppelmoral der Grünen auf. Er erinnert an eine Anfrage des damaligen grünen Abgeordneten Dieter Brosz vom 19. November 2009, der allen Ernstes beklagt hatte, dass Sportpolitiker anderer Parteien an Länderspielen der österreichischen Nationalmannschaft teilnehmen und es daher zu einem Leistungsabfall des Teams kommen würde. Brosz ist übrigens nach seiner Abwahl aus der Politik nunmehr im Sportministerium in der „Abteilung II/1-Sportstrategie, Sport und Gesellschaft, Sportbericht“ seines damaligen Klubkollegen Kogler als Leiter untergeschlupft.
Präsenz von Nehammer und Kogler brachte Team kein Glück
Angelehnt an diese seinerzeitige ironische Brosz-Anfrage will Graf von Kogler nun wissen, ob der Besuch der VIP-Tribüne bei Fußballspielen durch Nationalratsabgeordnete während internationaler Parlamentsdebatten dem Ruf der österreichischen Sportpolitik schadet. Auf die Antworten kann man schon gespannt sein. Denn tatsächlich hat die Präsenz von Nehammer und Kogler beim Achtelfinalspiel Österreichs gegen die Türkei in Leipzig dem rot-weiß-roten Team kein Glück gebracht.
Hier finden Sie den Originaltext der parlamentarischen Anfrage von Martin Graf an den grünen Sportminister Werner Kogler: