Nicht nur im gesellschaftlichen Leben entledigen sich die Mächtigen ihrer Kritiker, indem sie sie von der Justiz verfolgen lassen. Auch in der katholischen Kirche feiert diese Praxis fröhliche Urständ’.
Kritik an weltlicher Politik des Papstes
Aktuell trifft es den italienischen Erzbischof Carlo Maria Viganò, den ehemaligen Apostolischen Nuntius in den USA (vergleichbar mit einem Botschafter in der weltlichen Politik). Er ist ein scharfer Kritiker von Papst Franziskus, dem er vorwirft, „die Kirche der kriminellen Politik der globalistischen Elite“ zu unterwerfen.
Erst im Jänner hatte er die Liebdienerei des Heiligen Stuhls an Klaus Schwab, dem Vorsitzenden des Weltwirtschaftsforums, einem Privatverein, kritisiert. Er wandte sich öffentlich gegen das einflussreiche transatlantisch-globalistische Netzwerk zur Beeinflussung von Entscheidungsträgern und Entscheidungen in Staat und Wirtschaft.
Fehlendes Interesse an homosexuellen Missbrauchsvorwürfen
Der ehemalige Spitzendiplomat kritisierte in Corona-Zeiten auch die Impfpflicht im Vatikan, die sonst nur Österreich in Europa erlassen hatte. Er kritisierte Franziskus immer wieder, da dieser den homosexuellen Missbrauchsvorwürfen in der katholischen Kirche nicht entschieden entgegentrete. 2018 forderte er ihn gar zum Rücktritt auf, weil er die Missbrauchsvorwürfe gegen den damaligen US-Kardinal Theodore McCarrick fünf Jahre lang ignoriert und Strafmaßnahmen sogar aufgehoben hatte. Die stark am linken Zeitgeist orientierten Reformen von Papst Franziskus bezeichnete er als „Krebs“.
Anklage wegen Kirchenspaltung
Das will sich der sehr autoritär regierende Papst nicht länger gefallen lassen. Die Kirchenjustiz klagte Viganò gestern, Donnerstag, wegen des Verdachts der Kirchenspaltung, der Leugnung der Legitimität des Papstes und der Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils an, wie Viganò auf X mitteilte. Auf “Kirchenspaltung” – das sogenannte Schisma – steht die Exkommunikation.
Viganò legte inhaltlich aber auf X nach und erklärte einmal mehr, dass er das Zweite Vatikanische Konzil für einen „ideologischen, theologischen, moralischen und liturgischen Krebs“ halte. Viel Zeit für Vorbereitung einer Verteidigung gegen die heftigen Anklagepunkte hat der 83-Jährige nicht. Heute, Freitag, muss er vor der kirchlichen Institution erscheinen, ansonsten werde er in Abwesenheit verurteilt.