Demokratisch, kritisch, polemisch und selbstverständlich parteilich

Rund 40.000 Besucher verfolgten in der Puskás-Arena in Budapest das Pokalfinale.

17. Mai 2024 / 07:48 Uhr

Ganz ohne ausländische Söldner: Der Pakscher FC ist ungarischer Pokalsieger

Auch der ungarische Profifußball ist vom Geld und unzähligen Vertragsspieler aus aller Herren Länder geprägt. Dabei gibt es seit vielen Jahrzehnten eine Ausnahme: Die Stadt Paksch (ungarisch: Paks) stellt eine Profimannschaft, die ausschließlich aus Ungarn besteht. Bisher hat die Mannschaft noch nie einen Titel gewonnen. Bis gestern: Die ungarische Mannschaft aus Paksch hat ausgerechnet gegen die internationale Millionentruppe aus Ferencváros den ungarischen Fußballpokal gewonnen.

Über 40 Millionen Euro Marktwertunterschied

Es klingt wie ein Märchen: Der Pakscher FC (ungarisch: Paksi FC), mit einem Marktwert von acht Millionen Euro, hat am 15 Mai in einem fulminanten Finale des ungarischen Fußballpokals den Rekordmeister Ferencváros (Marktwert: 51 Millionen Euro) aus Budapest mit einem 2:0 nach Verlängerung niedergerungen. Die rund 40.000 Zuschauer in der Puskás-Arena sahen dabei zu, wie der Pokal von der Mannschaft aus dem 20.000-Seelen Ort Paksch aus der Tolnau gewonnen wurde. Dies ist eine regelrechte Sensation: Der Pakscher FC hat zwar eine lange Tradition, er wurde in den 1950ern gegründet und spielt seit zehn Jahren in der höchsten ungarischen Fußball-Liga. Für einen Titel hat es bisher jedoch noch nie gereicht.

Eine Mannschaft nur aus Ungarn und Deutschen

Das außergewöhnliche an der Geschichte ist dabei, dass der Pakscher FC keinerlei Ausländer als Spieler aufnimmt. Der Kader liest sich dabei auf Transfemarkt regelrecht skurril für eine Profimannschaft: Der gesamte 27-köpfige Kader, aber auch das gesamte Trainerteam und die gesamte Vereinsführung bestehen ausschließlich aus ungarischen Staatsbürgern. Der einzige Doppelstaatsbürger (Ungarn/Serbien), Norbert Könyves, ist ein ethnischer Ungar aus der Wojwodina. Auch allgemein sind die ungarischen Staatsbürger aus der Mannschaft auch fast alle ethnische Ungarn. Einzige Ausnahme sind hier fünf Deutschstämmige (Simon, Skribek, Windecker, Hahn und Böde). Auch diese sind jedoch echte “Tolnauer”, da die Region in Südungarn im 18. Jahrhundert stark von deutschen Donauschwaben besiedelt wurde.

Patriotische Sympathisanten aus dem ganzen Land


Ebenfalls außergewöhnlich ist es, dass die Pakscher eben dieses “Ungarntum” zu Werbezwecken gebrauchen. So lautet ihr offizieller Vereinsspruch “Die ungarische Mannschaft”, nach dem Pokalsieg zogen sie sich Oberteile mit der Aufschrift “Paksch – 100% ungarisch” an. Bei den ohnehin sehr heimatliebenden Ungarn kommt dies natürlich gut an – die Mannschaft hat inzwischen Sympathisanten aus dem ganzen Land. Für die Pakscher selbst ist der Erfolg der größte ihrer Vereinsgeschichte. Als Pokalsieger nehmen sie automatisch an der Qualifikationsrunde für die UFEA Europa League, dem zweithöchsten internationalen Turnier des Europäischen Profifußballs teil. Wenn sie die Qualifikationsphase überstehen (vier Runden), würde ihnen bereits für die Teilnahme am Turnier eine Prämie von 2,5 Millionen Euro winken – dies wäre bereits ein Viertel des gesamten Kader-Marktwertes.

Unterstützen Sie unsere kritische, unzensurierte Berichterstattung mit einer Spende. Per paypal (Kreditkarte) oder mit einer Überweisung auf AT58 1420 0200 1086 3865 (BIC: BAWAATWW), ltd. Unzensuriert

Teile diesen Artikel

    Diskussion zum Artikel auf unserem Telegram-Kanal:

Politik aktuell

25.

Jul

19:17 Uhr

Wir infomieren

Unzensuriert Infobrief