Der Cobenzl, wie der Reisenberg hoch über Wien im Nobelbezirk Döbling umgangssprachlich heißt, ist ein beliebtes Ausflugsziel der Wiener.
Wiederaufbau in den 1980er Jahren
Durch die Besatzer nach 1945 arg verwüstet, ließ die Stadt Wien 1966 das verfallene Schlosshotel abreißen. Das Restaurant-Café wurde verpachtet, stand lange leer und verfiel schließlich. Ein Brand im Jahr 1980 hatte ihm fast den Rest gegeben.
Doch dann, 1983, pachtete Olaf Auer, dessen Großmutter schon den „Österreichischen Hof“, das heutige „Hotel Sacher“, geführt hatte, die Reste – und machte den Cobenzl zu dem, was die Wiener bis heute kennen. Er eröffnete ein Café-Pavillon am heutigen Parkplatz und ließ drei Jahre später an der Stelle des abgebrannten Traktes ein im barocken Stil neu erbautes kleines Schloss fertigstellen. 30 Jahre war der Cobenzl dann Ziel der Wiener beim Sonntagsausflug.
Kündigung durch die rote Stadtverwaltung
Doch Auer war kein roter Parteigänger. 2012 kündigte die Stadt Wien den Pachtvertrag, weil das Schlösschen – gerade 29 Jahre alt – „in die Jahre gekommen“ sei, wie Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) erklärte.
„Ich bin ein kleiner Unternehmer, und vor mir steht ein Riese Goliath, der mich jahrelang mit allen Tricks hinaushaben wollte“, meinte Auer damals gegenüber “Wien heute” im ORF. Die Stadt Wien wollte das Schloss-Restaurant renovieren und wieder verpachten. Aber eben an jemand anderen, nicht an den eher freiheitlich orientierten Auer.
Keine Chance trotz unbefristetem Vertrag
Dieser versuchte sich juristisch gegen die Kündigung des Pachtvertrags zu wehren, immerhin war der unbefristet abgeschlossen. Außerdem hatte Auer nach Eigenauskunft rund 2,5 Millionen Euro Eigenleistung in vier Gebäude, neues Schlösschen und drei andere investiert. Keine Chance, die Justiz stellte sich auf die Seite der roten Stadtführung. Der Oberste Gerichtshof bestätigte schließlich im Dezember 2016 die Räumungsklage der Stadt Wien, und Auer musste im März 2017 seine Aufbauleistung räumen.
Millionenkosten für Steuerzahler
Die Stadt Wien übergab den Cobenzl dann an die „Weitsicht Cobenzl Immobilienentwicklung GmbH“ von Gastronom Bernd Schlacher (“Motto am Fluss”) und Mitgründer Frank Albert. Diese investierten nach Eigenauskunft rund 16 Millionen Euro, der Wiener Steuerzahler noch einmal 4,3 Millionen Euro. 2022 wurde der Cobenzl neu eröffnet.
Wenig später stieg Schlachter auf eigenen Wunsch aus dem Projekt wieder aus – und schon greift die Stadt Wien in die Geldbörse der Wiener und zahlt ihm 13,5 Millionen Euro zurück. Auch ein Geschäftsmodell: Investieren, an die Stadt zurückgeben und Geld kassieren. Ausgaben für den Steuerzahler also: 17,8 Millionen Euro – ein rotes „Erfolgsprojekt“.