Am 21. März präsentierte das Institut für Jugendkulturforschung die Ergebnisse der neuesten Lehrlingsumfrage. Sie zeigt, wie Österreichs nachrückende Erwerbsgeneration denkt.
Generation „Safety first“
Mit 800 Teilnehmern ist die Umfrage die bisher größte, die die Einstellung von Lehrlingen in den Branchen Handel, Gewerbe/Handwerk, Industrie und Tourismus/Freizeitwirtschaft abbildet.
Die Studie trägt den Untertitel „Generation Safety first“, denn die Ergebnisse zeigen: Österreichs Lehrlinge haben Realitätssinn. Das Traum-Unternehmen ist zwar Red Bull, die pragmatischere Wahl allerdings die ÖBB. Bei der Pressekonferenz empfahl Studienleiter Bernhard Heinzlmaier der ÖBB einen Werbespruch, um neue Lehrlinge zu gewinnen: „Fad, aber sicher.“
Ausbildungspersonen als Schlüssel zum Lehrbetrieb
Am wichtigsten bei der Entscheidung für eine Lehre und für die Lehrzeit selbst sind mit großem Abstand die Ausbildungspersonen. Sie werden als Personifikation der Ausbildungsqualität eines Betriebes wahrgenommen und sind damit die wichtigsten Repräsentanten eines Lehrbetriebes.
Doch damit enden schon die Gemeinsamkeiten von Österreichs aktiven Lehrlingen. Denn im Grunde unterscheiden sich die Wahrnehmungen und Stimmungsbilder je nach Branche und Geschlecht gewaltig.
Starke Geschlechts- und Branchen-Unterschiede
Weibliche Lehrlinge wünschen sich besonders kompetente Ausbildner, einen sicheren Arbeitsplatz, sogenannte “Work Life Balance” (früher Vereinbarkeit von Familie und Beruf), ein gutes Betriebsklima und Gesundheitsinitiativen. Themen, die für männliche Lehrlinge weniger wichtig sind. Diese fürchten sich zudem vor Krieg deutlich weniger als weibliche.
Markant ist die starke Sicherheits-Orientierung und geringe Risikobereitschaft der Industrielehrlinge. Diese sind dafür leistungs- und heimatbewusst, während die Lehrlinge der Tourismusbranche vor allem an monetären Fragen interessiert sind.
FPÖ in den Bundesländern klar Nummer eins
Auch im Wahlverhalten sind Lehrlinge aus den Sparten Gewerbe/Handwerk und Industrie stärker österreichbezogen; sie würden FPÖ wählen. Anders die Lehrlinge in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft, sie sind ÖVP-nahe. Heinzlmaier erklärt dies damit, dass die meisten Tourismus- und Freizeitangebote in den ländlichen Regionen Österreichs liegen. Nur im Handel hat die SPÖ noch eine Mehrheit unter den Lehrlingen.
Aber über alle Sparten ist die FPÖ in den Bundesländern klar die Lehrlingspartei, in Wien ist es (noch) die SPÖ. 23,5 Prozent in den Rohdaten bei 78,2 Prozent, die sich deklariert haben, ergibt (linear) hochgerechnet 30 Prozent für die FPÖ. Vollkommen marginalisiert sind die linken Parteien Grüne, Kommunisten und Neos bei den nachrückenden Facharbeitern.
Große Chancen für FPÖ
Heinzlmaier erklärte in der Pressekonferenz, dass die FPÖ stabil die Partei des mittleren sozialen Drittels sei. Wenn es ihr gelingt, im unteren sozialen Drittel Nichtwähler zu mobilisieren, dann wäre, so Heinzlmaier, ein großer Sieg der FPÖ bei der Nationalratswahl sehr wahrscheinlich.