Die Tortur für Dr. Herbert Fritz (84), der sich länger als neun Monate in den Fängen der Taliban in Afghanistan befunden hatte, ging gestern, Montag, zu Ende. Unzensuriert hat – wie berichtet – die freigelassene Geisel in Wien-Schwechat empfangen und sie um ein Interview gebeten.
Im Gefängnis Paschtu gelernt
„Schön, dass ich wieder da bin bei meiner Familie und meinen Freunden“, sagte Fritz, der über Vermittlung von Katar freigekommen war. Darum hatte Nationalratsabgeordneter Martin Graf (FPÖ) bei der katarischen Botschaft in Wien gebeten. Den Alltag in einem Gefängnis, in dem es kein Tageslicht gegeben hatte, beschrieb Fritz so: „Es gab keine Tiefpunkte, aber auch keine Höhepunkte, es war so dieses Einerlei – es war Nerv tötend“. Der frühere Mittelschul-Lehrer, der wegen Recherchen für sein neues Buch nach Afghanistan reiste, beschäftigte sich in der Haft als Pädagoge, um dem öden Alltag zu entfliehen. „Ich habe meinen Mithäftlingen, darunter auch zwei Amerikanern, Deutsch beigebracht. Umgekehrt haben mich die Afghanen ihre Sprache, Paschtu, gelehrt“.
Agressiver Kontrollor mit Maschinengewehr verlangte Pass
Unzensuriert fragte Herbert Fritz, warum er auf offener Straße in Kabul verhaftet und mit einer Kapuze über den Kopf in ein Guantanamo ähnliches Gefängnis gebracht worden wäre. Fritz gab eine überraschende Antwort: Er habe einem aggressiven mit einem Maschinengewehr bewaffneten Kontrollor seinen Pass nicht gezeigt, weshalb man ihn unsanft in Gewahrsam genommen habe. „Dieser Mann wollte offenbar Karriere machen und glaubte, jemand Wichtigen gefangen zu haben“, sagte Fritz. Die Hoffnung, wieder frei zu kommen, habe er nie aufgegeben. Er wäre der Meinung gewesen, auch als er zu Beginn in Einzelhaft saß, dass er – nachdem die Unterlagen geprüft wurden – wieder auf freien Fuß gesetzt werde. „Leider nein, das hat sich dann hingezogen“, sagte Fritz gegenüber unzensuriert.
Eingesperrt in Afghanistan hatte Herbert Fritz auch nicht mitbekommen, dass seine Töchter gemeinsam mit dem FPÖ-Nationalratsabgeordneten Martin Graf fünf Mahnwachen für ihn organisierten und bei Gott und der Welt für dessen Freilassung intervenierten. Am Tag seiner Ankunft in Wien war die sechste Mahnwache für ihn angesetzt: „Da bin ich wohl zu früh gekommen“, scherzte Herbert Fritz.
Gesundheitszustand überraschend gut
Sigrid Kappl, eine der Töchter von Herbert Fritz, sagte gegenüber unzensuriert, dass sie überglücklich sei, ihren Vater wieder zuhause zu haben. Sie zeigte sich über den relativ guten Gesundheitszustand von Herbert Fritz überrascht, „er steckt jetzt aber voll mit Adrenalin und ist Mitteilung bedürftig“. Sie sei uendlich dankbar, dass das jetzt ein Ende habe, sie werde sich aber trotzdem weiter für die Freilassung des Studenten Christian Weber, der im Iran eingesperrt ist, einsetzen. Mit dessen Mutter haben die Töchter von Herbert Fritz gemeinsam Aktionen wie die Mahnwachen gesetzt. „Ich weiß wie es ist, wenn man einen geliebten Menschen wieder in die Arme nehmen kann – und das wünsche ich mir auch für Christine Weber“, sagte Sigrid Kappl.
Gang in die Öffentlichkeit war wichtig
Neun Monate Tortur hätten ein Ende und Herbert Fritz sei glücklich nachhause gekommen, sagte Martin Graf gegenüber unzensuriert. Er war gestern, Montag, ebenfalls zum Flughafen Schwechat gefahren, um seinen langjährigen Bekannten persönlich zu empfangen. Graf sagte zudem, er sei überzeugt, dass erst der Gang in die Öffentlichkeit gemeinsam mit der Familie und der Druck auf die österreichische Politik etwas bewegt hätten. Graf dankte dem Staat Katar für dessen erfolgreiche Vermittlung. Diese kam aufgrund der Invervention von Martin Graf beim katarischen Botschafter in Wien zustande.