ORF III hat die Zeremonie zur Eröffnung der Kulturhauptstadt Bad Ischl im Programm: https://on.orf.at/video/14209962/eroeffnung-kulturhauptstadt-bad-ischl

23. Jänner 2024 / 14:46 Uhr

Diese „Europäische Kulturhauptstadt der linken Kulturschickeria“ geht den Einheimischen „am Arsch vorbei“

„Europäische Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 – so sind wir nicht!“, sagt Dr. Harald W. Kotschy, Botschafter a.D., der in der Region zuhause ist. In einem Gastkommentar für unzensuriert schildert er seine Gedanken zum viel kritisierten Kulturprogramm.

Gastkommentar von Dr. Harald W. Kotschy

Am 20. Jänner 2024 wurde die „Europäische Kulturhauptstadt-Region Salzkammergut“ mit Bad Ischl als Bannerstadt mit einer in Teilen peinlichen Festveranstaltung eröffnet.

Es sind fast 40 Jahre her, dass Athen im Jahre 1985 die erste Europäische Kulturhauptstadt war. Ziel der Initiative der bekannten Schauspielerin Melina Mercouri, damals griechische Außenministerin, war die Entwicklung eines Programms, durch das die Aufmerksamkeit auf Europas kulturelle Vielfalt gelenkt werden sollte. Der europäischen Öffentlichkeit und dem Besucher sollten primär die besonderen Aspekte der ausführenden Stadt aber auch des Landes nähergebracht werden. Aufgrund solcher Veranstaltungen würde mit der Zeit ein kulturelles Netz über ganz Europa entstehen, welches Norden mit dem Süden und Osten mit dem Westen verbindet. Wie viele Beispiele in der Vergangenheit zeigen, haben sich die Kulturhauptstädte allesamt „fein herausgeputzt“, hohe finanzielle Mittel standen auch für kultur-infrastrukturelle Projekte zur Verfügung.

Veranstaltungsrichtlinien 2014 geändert

Vor dem Hintergrund des neuen Zeitgeistes der Globalisierung haben das Europäische Parlament und der Rat (Beschluss Nr. 445/2014/EU vom 16. April 2014) die Richtlinien mit Wirkung von 2020 dahingehend geändert, dass nunmehr eine staatenübergreifende Zusammenarbeit und überhaupt Internationalisierung in den Vordergrund gestellt wurden. Also weg von der „europäischen“ und hin zur „globalen“ Kulturhauptstadt.

„Einmalige Chance“ für die Region

Anlässlich des Zuschlages der Kulturhauptstadt-Würde an Bad Ischl und die Region im Jahre 2019 – und auch lange danach – wurden alle Proponenten der Initiative nicht müßig, der Bevölkerung des Salzkammergutes vorzuspiegeln, es entstünde eine einmalige Chance, das reiche Kulturgut ihrer Region in das Rampenlicht von Europa zu stellen. Auch hinsichtlich der Basis für ein solches Vorhaben, eine angemessene „Hardware“ – also künstlerische und kulturelle Spielstätten, die auf nachhaltige Verbesserungen des lokalen Kulturangebots zielen – wurden hohe Erwartungen erzeugt. Etwa Renovierungen von bestehenden kulturellen Einrichtungen, Umwidmungen von „Industrieleichen“, Neubauten von kulturellen Einrichtungen. Martin Selmayr, EU-Botschafter in Österreich, erklärte damals, Kultur habe auch viel mit Investition zu tun, „…. bis zum 50-Fachen hätten sich Investitionen in Kulturhauptstädten bisher gelohnt“.

Die Realität sieht anders aus

Nichts davon ist passiert. So wären zum Beispiel die in Bad Ischl anstehenden Sanierungsprojekte (Leharvilla, Lehartheater, Stadtmuseum) auch „ohne Kulturhauptstadt“ dringend notwendig geworden und sind großteils in ihrer Umsetzung sowieso im zeitlichen Hintertreffen. Die diesbezüglichen Erwartungen der Bevölkerung sind geplatzt wie Seifenblasen. Spätestens mit der Fixierung auf die vier Programmlinien („Macht und Tradition“, „Kultur im Fluss“ „Sharing Salzkammergut – die Kunst des Reisens“ und „Globalokal – bulding the new“) wurde auch klar, dass nicht das kulturelle Erbe des Salzkammergutes Thema sein wird, sondern eine Inszenierung des „fortschrittlichen“, großstädtischen Österreichs, Europas und der Welt überhaupt.

Blättert man das Programm durch, so erkennt man, dass die Bearbeitung sozialer Themen und alltäglicher Lebenswelten mit zeitgenössischer Kunst aus aller Kontinenten Länder („global-exotisch“ © Dr. Hannes Androsch, ehemaliges Komiteemitglied) sowie „Cancel Culture“- Projekte (Abwertung historischer Epochen) im Vordergrund stehen. Der traditionellen lokalen Kultur wird gerade einmal ein Stellenwert hinter dem Komma eingeräumt. Die allermeisten Vorhaben zielen darauf ab, die Rolle des ideologischen Vordenkers zu übernehmen und Handlungsanleitungen für die Menschen im Sinne einer Herstellung und Weiterentwicklung der richtigen fortschrittlichen Gesinnung zu geben. Die bloße Freude am Geschaffenen, am Schönen tritt in den Hintergrund, und Hauptaugenmerk liegt auf ideologisch aufgeladenen Indoktrinierungsprojekten.

Kulturmaxisistische Projekt?

In dem Kulturhauptstadt 2024-Vorhaben ist somit ein Versuch zu erkennen, das bürgerliche, der Repräsentation und Tradition verhaftete Kulturverständnis des ländlichen Raumes aufzuweichen und durch „kritische“, dem (linken) Zeitgeist entsprechende Kulturinitiativen zu verdrängen. Diese Aufgabe wurde an fortschrittliche Kulturschickeria-Aspiranten eher aus den hinteren Reihen übertragen, denen die überwiegende Zahl der Projekte – und damit Geldmittel – zugeschanzt wurde. Meist aus „aus der Stadt“ kommend würden manche, so hört man aus informierten Kreisen, dem Kriterium „regionale Künstler“ nur dadurch entsprechen, dass sie angeblich zu diesem Zweck einen Zweitwohnsitz im Salzkammergut begründeten, sofern sie nicht sowieso einen solchen hatten.

Aus verschieden Gründen wird an der Intendantin Dr. Elisabeth Schweeger heftig Kritik geführt. Allerdings hat sie zumindest in einer Hinsicht eine überzeugende Leistung erbracht. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Stephan Rabl. Der dürfte, so munkelt man hinter vorgehaltener Hand, deswegen in einer Nacht- und Nebelaktion (bis heute gibt es keine offizielle Erklärung) geschasst worden sein, weil er bei der Zielvorgabe, die Kulturhauptstadt-Idee zu einem kulturmarxistischen Pilotprojekt umzufunktionieren, nicht mitspielte. So sind die Worte von Hannes Heide, damaliger Bürgermeister von Bad Ischl und treibende Kraft der Kulturhauptstadt-Idee, „die Bewerbung böte die Chance, ein Kulturleitbild des 21. Jahrhunderts zu entwickeln“ geradezu seherisch.

„Pudertanz“ – Zeichen an der Wand?

Hoffentlich nicht beispielhaft für das, was wir zwölf Monate lang zu erwarten haben, sei das rauschende Finale der Eröffnungszeremonie angeführt – der nur als peinlich zu bezeichnende „Pudertanz“. Unter diesem zweideutigen Titel hopste eine Anzahl von nackten Personen beiderlei Geschlechtes – einschließlich dem inklusiven Zeitgeist entsprechend ein Behinderter – trotz eisiger Kälte mehr oder minder planlos auf der Freilicht-Bühne herum.

Nachhaltige Leere

Bad Ischls Stadtkassa, ebenso wie jene der meisten anderen teilnehmenden Gemeinden, ist auch ohne nennenswerte Investitionen leer. Stadt und die Region verfügen zwar nunmehr über eine weithin bekannte Marke “Kulturhauptstadt”, aber ohne bodenständigen Inhalten, die über das alljährliche Normalprogramm hinausgehen. Touristen, die sich von der Marke anlocken lassen, werden grob enttäuscht werden. Linke Großstadtkultur finden sie authentischer zu Hause.

Kein Wunder, dass diese „Europäische Kulturhauptstadt der linken Kulturschickeria“ den Einheimischen „am Arsch vorbeigeht“.

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