Das Wasser steht der ÖVP bis zum Hals. Dass sich FPÖ und SPÖ auf einen „COFAG-Untersuchungsausschuss“ geeinigt haben, um Licht ins Dunkel des Milliarden-Debakes bei Corona-Hilfszahlungen zu bringen, gibt ihr den Rest. Und jetzt bricht auch noch die ÖVP-Strategie zur Verteidigung der „Sobotka-Affäre“ krachend in sich zusammen. FPÖ-Chef Herbert Kickl hat das auf seiner Facebook-Seite kommentiert:
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Mehr InformationenKompromittierende Audioaufnahmen
Assistiert von manchen Mainstream-Medien versuchte die ÖVP nach dem Auftauchen der Tonbandaufnahmen des verstorbenen Justiz-Sektionschefs Christian Pilnacek die FPÖ, insbesondere Parteiobmann Herbert Kickl, als Urheber der für Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) kompromittierenden Audioaufnahmen zu denunzieren. Selbst im der Unabhängigkeit verpflichteten ORF wollten die eingeladenen Journalisten zum „Runden Tisch“ „nicht ausschließen, dass die FPÖ dahintersteckt“.
Krone-Journalist blamierte ÖVP-Hanger
Noch deutlicher wurde ÖVP-Nationalratsabgeordneter Andreas Hanger auf krone.tv. Im Gespräch mit Katja Wagner war für Hanger klar, dass dahinter „ganz klar die FPÖ“ stecke. Wörtlich meinte er:
Der Brunnenvergifter der heimischen Politik ist Herbert Kickl. Dem traue ich auch das zu.
Blamage: Die Verteidigung für die FPÖ und Kickl kam von ungewohnter Seite. Krone-Journalist Erich Vogl sagte zu Hanger, er kenne die Hintergründe und diese seien aus ganz anderen Umständen entstanden. Er sei zwar nicht der Anwalt von Kickl, aber dieser und auch andere Politiker hätten jedenfalls nichts damit zu tun.
Interview mit dem wahren Urheber
Tatsächlich, einen Tag nach Hangers Versuch, Kickl anzupatzen, erschien in den Salzburger Nachrichten (SN) ein Interview mit dem wahren Urheber des Mitschnitts. Am Donnerstag, 23. November, sagte der Wiener Unternehmer Christian Mattura, er habe Pilnacek in einem Wiener Innenstadtlokal heimlich aufgenommen und die Audio-Datei an die Medien weitergespielt. Der Unternehmer gestand, er habe sich dazu hinreißen lassen, als Pilnacek anfing, über die ÖVP zu sprechen.
Kragen geplatzt
Eigentlich sollte es eine „persönliche Dokumentation“ sein und war nie für die Öffentlichkeit gedacht. Doch als der frühere ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz den Todesfall von Pilnacek in seinem Prozess für seinen Angriff auf die Wirtschafts- und Korruptions-Staatsanwaltschaft (WKStA) verwendete, sei einem bundesdeutschen Unternehmer, der bei den Aufnahmen ebenfalls am Tisch gesessen wäre, der Kragen geplatzt. Dieser habe ihn dann angerufen und gemeint: „Spiel das raus“. Dann habe er die Audiodatei dem ORF und der Kronen Zeitung gegeben.
Hanger wieder als Satiriker im Verdacht
Hangers falsche, politisch motivierte Vermutung, die er ungestraft – weil durch die parlamentarische Immunität geschützt – verbreiten durfte, brach also wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Man kann für ihn nur hoffen, dass ihn die Tagespresse nach diesem Vorfall nicht schon wieder klagt, weil sich dieser als Politiker ausgibt, in Wahrheit aber ein Satiriker sei. Wie berichtet, musste Hanger am Wiener Handelsgericht schon einmal das Gegenteil beweisen.